Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 172: Zwei Überlebende

Örtlichkeit: Innerer Nexus Xa'Ruun – unterirdische Matrixkammer
Leitmotiv: Hoffnung durch Erinnerung – und die Verantwortung, sie nicht zu töten

Duran kniete.
Nicht aus Erschöpfung. Nicht aus Respekt.
Sondern weil sein Geist kurz vor dem Zerbrechen stand.
Er hatte getötet, Befehle ausgeführt, Strategien bewertet, Leben eingetauscht gegen Wahrscheinlichkeiten.
Aber hier, jetzt – im Zentrum der Vernichtung – saß nichts als eine Geschichte, die nicht sterben wollte.

Der letzte Herrscher senkte seine Gedanken wie einen Schleier auf Durans Bewusstsein.
Keine Gewalt. Keine Manipulation.
Nur Erinnerung.
Klar, kalt, ehrlich.

Ein leises Bild formte sich:
Zwei Wesen.
Jung. Noch nicht verbunden mit dem Kollektiv.
Nicht bereit für den Krieg.
Nicht Teil der Verteidigung.
Versteckt, konserviert in einer biologischen Zeitblase – unterhalb der zerstörten Kolonie.

"Sie sind die letzten. Nicht wie ich – ich bin nur das Ende.
Sie sind Anfang. Zukunft.
Sie wissen noch nicht, was wir verloren haben. Und auch nicht, was sie sein könnten."

Duran schnürte die Kehle zu.
Er wusste, was jetzt kommen musste.
Der Bericht. Der Befehl. Die Auslöschung.
Kein Risiko. Keine Ausnahme.
So lautete die Direktive.

"Du kannst uns alle vernichten. Es wäre logisch.
Aber Logik hat euch hierhergeführt.
Vielleicht führt euch ein Irrtum weiter."

Stille.
Dann der Alarmruf über Funk.
"Duran, Statusbericht! Der Oberkommandierende verlangt Rückmeldung!"

Er antwortete nicht.
Noch nicht.
Er blickte auf das Wesen, das ihm nicht ähnlich war – aber alles spiegelte, was er einmal geglaubt hatte zu sein.

"Warum sagt ihr mir das? Warum jetzt?"

"Weil der Tod mehr wird, wenn niemand weiß, dass es Leben gab."

Ein neues Bild erschien.
Ein unterirdischer Schacht.
Eine Kammer aus Licht und organischer Struktur.
Darin: Zwei pulsierende Kokons.
Lebendig.

"Wenn du gehst, wird man sie finden.
Wenn du bleibst, musst du dich entscheiden."

Duran schloss die Augen.
Und das erste Mal seit Jahren fragte er nicht nach Erlaubnis.

Letzter Satz:
"Zwei Leben – und eine Entscheidung, die mehr wog als alle Flotten der Menschheit."


© 07.08.2025 Gerd Groß

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