Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG

Kapitel 171: Der letzte Herrscher

Örtlichkeit: Innerer Nexus von Xa'Ruun – Zentrum der Lichtstruktur
Leitmotiv: Würde im Untergang – Erinnerung als letzte Waffe

Duran trat durch den letzten Kreis aus Licht.
Die Mauer hatte sich geöffnet – nicht mechanisch, sondern wie eine Entscheidung.
Kein Alarm. Kein Schutzfeld. Kein Widerstand.

Nur der Raum.

Er war groß und still, von innen beleuchtet wie von einer Sonne, die nicht leuchtet.
In seiner Mitte:
Ein Wesen, das nicht stand und nicht saß, sondern schwebte – wie durch Erinnerung getragen.
Sein Körper war alt. Nicht im biologischen Sinn.
Alt wie etwas, das zu oft gezwungen wurde, zu überleben.

Keine Wächter. Keine Technik.
Nur dieses Wesen –
und sein Blick.

Duran hob die Waffe.
Das Wesen sprach nicht. Doch der Raum vibrierte.
Nicht durch Stimme.
Sondern durch Bedeutung.

"Ihr habt uns gefunden. Nicht weil ihr gesucht habt. Sondern weil ihr nicht mehr hören wolltet."

Duran zuckte zurück. Die Stimme war in seinem Innersten.
Nicht Schmerz. Nicht Gewalt.
Nur Klarheit.

Er sah Bilder – keine Visionen, sondern Erinnerungen.
Kolonien, wie sie einst waren:
Harmonisch, wachsend, nicht perfekt, aber verbunden.
Dann: das erste fremde Signal.
Nicht feindlich. Aber unverständlich.
Dann: das erste menschliche Schiff.
Dann: Feuer.

"Ihr nennt uns kalt, weil wir nicht schreien.
Ihr nennt uns träge, weil wir nicht zurückschlagen.
Aber was ihr seht, ist Trauer. Und was ihr vernichtet habt, war Vertrauen."

Duran senkte langsam die Waffe.

"Warum habt ihr nicht zurückgeschossen?", flüsterte er.

"Weil wir noch glaubten, dass Verständnis mehr rettet als Rache."

Die Wände begannen zu zittern – nicht aus Angst, sondern aus Auflösung.
Etwas ging zu Ende.
Doch das Wesen blieb.

"Ich bin nicht euer Feind. Ich bin euer Echo.
Und wenn ihr mich tötet, werdet ihr euch selbst nicht mehr hören."

Ein Leuchten ging durch Durans Visier.
Er wusste nicht, ob es Tränen waren.
Oder Erkenntnis.

Letzter Satz:
"Der letzte Herrscher war kein Sieger, kein Verlierer – sondern der Hüter einer Frage, die niemand mehr stellen wollte."