Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 1
DIE ANKUNFT
Kapitel 13: Flüstern im Dschungel
Örtlichkeit: Amazonas, am Rande eines indigenen Dorfes
Leitmotiv: Wenn die Welt schweigt, hört das Herz lauter.
Naima stand am Ufer des Flusses, die Füße im kühlen Wasser vergraben. Der Regen hatte aufgehört, doch der Himmel war noch grau und schwer. Die Geräusche des Waldes wirkten gedämpft, als wäre die Natur selbst den Atem angehalten.
Die Tiere, die sonst das Dorf mit Leben erfüllten, waren verschwunden oder schweigen. Ein Vogel, der sonst mit seinem Gesang den Morgen begrüßte, blieb stumm. Nur das leise Plätschern des Wassers war zu hören – und ein kaum wahrnehmbares Flimmern in der Luft.
Naima spürte es zuerst als ein Ziehen in der Brust. Dann ein Flüstern, das sich wie ein Hauch an ihr Ohr schmiegte, obwohl niemand da war.
Langsam hob sie den Kopf und blickte in den dichten Dschungel hinein. Zwischen den mächtigen Bäumen zeichnete sich ein Schatten ab. Kein Tier, keine bekannte Kreatur. Es war etwas Fremdes, etwas, das nicht hierher gehörte.
Sie wusste, dass die Alten vor solchen Wesen warnten. Wesen, die nicht aus Fleisch und Blut bestanden, die keine Stimme hatten, aber zuhören konnten. Die in der Stille lebten und im Schweigen beobachteten.
Mit jeder Bewegung des Schattens schien der Wald selbst zu reagieren – die Blätter bebten leicht, der Boden schien zu pulsieren. Naima spürte eine seltsame Verbindung zu diesem Etwas, eine Mischung aus Furcht und Faszination.
Sie trat vorsichtig vor, spürte den feuchten Boden unter den Füßen, der sich wie lebendig anfühlte. Der Schatten wich nicht zurück, sondern schien sie zu führen, durch die geheimnisvollen Wege des Waldes.
Die Welt um sie herum schien stiller zu werden, nur das Flüstern blieb – ein uraltes Lied, das niemand außer ihr hören konnte.
Am Ende des Pfades erreichte Naima eine Lichtung. Dort lag ein Artefakt, halb im Moos verborgen, das leise pulsierte. Es war kein menschliches Werkzeug, sondern etwas, das nicht von dieser Welt war.
Als sie es berührte, durchfuhr sie ein Strom von Bildern und Emotionen – fremd und doch vertraut. Sie sah flüchtige Szenen aus einer anderen Welt, aus einer Zeit jenseits der Erde.
In diesem Moment verstand sie: Die Besucher waren nicht hier, um zu zerstören. Sie waren gekommen, um zu lernen. Zu beobachten. Vielleicht auch zu hoffen.
Letzter Satz:
Und während die Nacht den Dschungel umhüllte, wusste Naima, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor.