Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 125: Fluchtpunkte der Vernunft
Örtlichkeit: Tiefraumsatellit OB-9 Varuna, wissenschaftlicher Außenposten – äußerer Saturnorbit
Leitmotiv: Zwischen Erkenntnis und Gehorsam
Die Sterne standen unbewegt über Varuna.
Nicht, weil sie ewig waren –
sondern weil es hier niemand wagte, sich zu bewegen.
Dr. Leena Marov, xenopsychologische Beraterin des Kommandorates, betrachtete das holographische Abbild eines Schädels,
der nicht menschlich war –
und dennoch fast zu vertraut.
Sie hatte Zugriff auf die Analyse der ersten Gehirnströme jener Wesen,
die einst gekommen waren –
und jetzt nur noch als Projektionsziel dienten.
Doch ihre Kurven…
ihre Muster…
zeigten keine Aggression.
Nicht im Ursprung.
Nur Verteidigung.
Nur Reaktion.
Marov sandte eine interne Anfrage an die Ethikabteilung des Exo-Komitees.
Keine Antwort.
Nur ein blinkender Hinweis: "Fall bereits klassifiziert – Zugang gesperrt."
Sie lehnte sich zurück.
In ihrem Kopf: Fragmente von Gedanken,
die sich wie Splitter durch den Beton der militärischen Doktrin bohrten.
Dann öffnete sie ein altes Logbuch,
gespeichert unter einem vergessenen Protokoll –
Tonaufnahmen eines Wesens,
das in einer Sprache atmete, die nicht gesprochen,
sondern gespürt wurde.
Und für einen Moment –
nur einen Moment –
vergaß sie, auf welcher Seite sie stand.
Letzter Satz:
"Manchmal genügt ein einziger Gedanke – um einen Krieg nicht mehr zu verstehen."