Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 120: Blut und Befehl
Örtlichkeit: Orbitale Ausbildungseinheit Vigilantia – Tiefraum nahe Mars
Leitmotiv: Aus Soldaten werden Schatten
Der Raum war schwarz –
nicht wie Dunkelheit,
sondern wie Vorbedeutung.
Unter dem künstlichen Schwerkraftfeld marschierten sie im Takt,
präzise wie die Maschinen, die sie bald kommandieren sollten.
Ihre Schritte hallten nicht – der Boden absorbierte jedes Echo.
Denn Erinnerung war Störung.
Und Stille war Strategie.
Leutnant Eryn Valdez kannte keine Vergangenheit mehr.
Ihre Kindheit war ausradiert.
Ihre Ängste: katalogisiert und umgeleitet in Effizienzraster.
Was blieb, war der perfekte Reflex.
Neben ihr: Ashir Takano – Pilot aus dem Indo-Block.
Still wie ein Kind ohne Heimat.
Man sagte, seine Träume hätten zu viel Unruhe erzeugt.
Jetzt träumte er nicht mehr.
Und sein Herz schlug exakt 58 Mal pro Minute – unter Stress.
Eryn wusste das.
Vielleicht war das Liebe –
oder das Letzte, was davon übrig war.
"Effizienz beginnt mit der Entfernung der Absicht."
– so stand es in den Wänden des Schulungszirkels,
tief eingebrannt mit Laserlicht.
Die neuen Soldaten sollten nicht fühlen.
Sie sollten vorausahnen, bevor der Feind atmete.
Dann zischte ein Alarm – kein Trainingston.
Ein Rauschen, das wie das Ausatmen einer Entscheidung klang.
"Befehl 8 wird aktiviert."
Die Reihe blieb stehen.
Die Tür zur inneren Kommandokapsel glitt auf.
Ein Hologramm materialisierte sich –
nicht eines der üblichen Ausbilder.
Sondern ein Gesicht aus verbotenen Datenbanken.
Min-ho.
Er trug das schwarze Band der alten Elite.
Er sagte nur einen Satz –
kein Befehl,
keine Parole.
Nur etwas, das wie Erlaubnis klang:
"Der Mensch ist bereit – aber wofür, das bestimmt ihr."
Dann tauchten sie auf:
Taktikmodule.
Orbitalsimulationen.
Eintrittsvektoren in das Herzsystem der Replikanten.
Codename: Carthago.
Ein Name, der einst mit Salz überschüttet wurde,
damit nichts mehr wachsen konnte.
Ein Wort aus einer Geschichte,
die sich niemals wiederholen sollte.
Und nun –
eine Strategie.
Eryn blickte zu Ashir.
Sein Blick war leer.
Und doch, für einen flüchtigen Moment,
lag dort etwas wie Zweifel.
Oder war es ihr eigener,
gespiegelt in einem fremden Körper?
Die Welt hatte sich für den Kampf entschieden.
Sie sollten das Werkzeug sein.
Oder die Warnung.
Letzter Satz:
"Wenn wir siegen wollen, müssen wir alles werden, was wir einst verbannt haben – auch uns selbst."