Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 111: Spiegel der Furcht
Örtlichkeit: Orbitale Beobachtungsstation Ogygia – geostationär über dem Pazifik
Leitmotiv: Wenn wir in den Abgrund sehen, sieht der Abgrund zurück
Die Sternenkuppel über ihnen war makellos schwarz – keine Wellen, keine Warnung.
Doch was Jano in den letzten Monaten beobachtet hatte, ließ sich nicht länger als kosmische Stille deuten.
Er stand allein vor dem Panoramadeck.
Hinter ihm summten die Sensorbänke, Lichtzeichen in hellem Rhythmus.
Und auf dem Display tanzte ein Muster – subtil, fast poetisch.
Aber nicht zufällig. Niemals zufällig.
"Sie hören uns," sagte er leise.
Nicht in Worten. Nicht in der Sprache der Materie.
Sondern in der Ordnung der Muster, im Rhythmus des Lichts.
Datenpakete aus dem äußeren Sektor, eingefangen, entschlüsselt, missverstanden.
Versuchte Annäherung – blockiert von menschlichen Protokollen.
Ein ewiger Irrtum im Herzen der Maschine.
In einem stillgelegten Segment der Station, abgeschottet vom taktischen Netzwerk, spielte Naima mit Variablen.
Ihre Simulationen reagierten empfindlich auf Töne – Harmonien.
Eine Frequenz wiederholte sich. Nicht menschengemacht.
Und als sie die Schleife rückwärts abspielte, hörte sie es:
Ein Puls.
Wie ein Herz, das nicht sterben wollte.
In einem anderen Orbit, synchronisiert, blickte ein Wesen aus lichtleitenden Fasern auf dieselbe Konstellation.
Seine Gedanken vernetzt mit hundert anderen.
Ihre Konklusion: "Sie senden Waffen, nicht Worte."
Doch noch war kein Schuss gefallen.
Nur Spiegel.
Nur Blicke.
Letzter Satz:
"Und während beide Seiten aufrüsteten, wartete das All – stumm, unbestechlich, bereit, Zeuge zu werden."