Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG

Kapitel 101: Rückkehr in Trümmer

Örtlichkeit: Erde – Eurasischer Großblock, Hauptstadtzentrum der Vereinigten Föderationen (ehemals Berlin)
Leitmotiv: Aus der Asche – Wie aus Angst Ordnung wird

Inhalt: Fünf Jahre waren vergangen seit dem Fall des Himmels, seit jenem Tag, an dem die Schiffe taumelnd vom Himmel stürzten und ein neues Zeitalter begann – aus Beton, Befehl und blinder Entschlossenheit.

Min-ho stand auf der Plattform des ehemaligen Reichstags.
Vor ihm: das neue Machtzentrum.
Hinter ihm: Geschichte, ausgelöscht mit klinischer Präzision.
Die Glasfassaden warfen das Morgenlicht zurück wie Schilde.
Die Straßen darunter waren breit, leer und lautlos.
Drohnen zogen ihre Bahnen – keine Vögel, keine Kinder.
Nur Bewegung ohne Spiel.

Es war eine neue Welt, aufgebaut auf den Trümmern des alten Vertrauens.
Jede Entscheidung, jeder Stein, jede Vorschrift hatte nur einem Zweck gedient:
Nie wieder überrascht werden. Nie wieder wehrlos sein.

Die Wiederaufbaubehörde hatte ein Zehn-Punkte-Programm für moralischen Wiederaufstieg erstellt.
Punkt vier: Emotionale Abstinenz in sicherheitsrelevanten Positionen.
Punkt sieben: Erinnerung ist keine Pflicht, sondern Risiko.

Min-ho trug das schwarze Band der Elite:
Verschränkter Zugriff auf militärische Erkenntnisse.
Begrenzte Entscheidungsvollmacht.
Kein Recht auf Zweifel.

Und doch fragte er sich, was unter den Fundamenten lag,
in den alten Tunneln, unter dem neuen Glanz.
Ob dort noch Stimmen waren,
die wussten, dass nicht alles falsch war,
was vor dem Feuer kam.

In einer Seitenstraße, fast vergessen,
lehnte eine Gestalt an der Wand.
Sie trug keinen Identifikator. Kein Modul. Keine Zukunft.
Naima.

Sie nickte kaum sichtbar,
und für einen Moment war da etwas –
ein Zwischenraum aus früherem Vertrauen.
Dann verschwand sie im Nebel der Maschinen,
und Min-ho wusste,
dass dieser Krieg nicht im All beginnen würde.
Sondern hier.

Letzter Satz:
"Wenn eine Welt aus Angst geboren wird – was wird dann aus den Kindern, die darin aufwachsen?"