Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Prolog: Das Rauschen der Schwelle
Ein Orbit, ein Fehler, ein Zögern. Die Stille des Alls war ein dünnes Tuch über dem lauten Herzschlag der Erde, ein Flüstern vor dem Sturm. Hier, im unendlichen Blau, traf der Mensch zum ersten Mal auf das Unbekannte, auf das, was jenseits seiner Karten und seines Verständnisses lag. Es war nicht die Entdeckung eines neuen Planeten oder einer fernen Galaxie, sondern die Begegnung mit einer Präsenz, die alle Messgeräte verstummen ließ. Ein Signal, das kein Signal war, ein Rauschen, das aus der Tiefe kam und doch alles überlagerte.
Der erste Schatten eines Krieges, den niemand begreift, legte sich über die Systeme. Es gab keine Kampfansage, keine feindliche Flotte, nur diese unbegreifliche Anomalie, die die menschliche Logik herausforderte. Und in diesem Rauschen, in dieser alles durchdringenden Stille, lag eine Bedrohung, die der Mensch nicht benennen konnte, weil er sie nicht verstand. Sie war keine Waffe, kein Eindringling, sondern etwas viel Gefährlicheres: eine Erinnerung, die sich weigerte zu vergessen, und eine Wahrheit, die drohte, die sorgfältig konstruierte Weltordnung der Menschheit zu zerbrechen.
Stimmen aus der Tiefe begannen zu sprechen, nicht mit Worten, sondern mit einem Echo, das direkt ins Bewusstsein traf. Es war die Stimme einer Spezies, die nicht kämpfte, sondern litt, die nicht angriff, sondern existierte – und deren Existenz allein die menschliche Ignoranz und Arroganz entlarvte. In diesem Rauschen der Schwelle, im Zögern eines einzigen Augenblicks, begann der Krieg. Doch es war kein Krieg um Territorium oder Ressourcen, sondern ein Kampf gegen das Vergessen und für die Möglichkeit, dass die Menschheit sich erinnern könnte, bevor sie alles zerstörte.