Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 3
Das letzte Licht
Kapitel 239: Licht und Schatten
Örtlichkeit: Mondhorizont
Leitmotiv: Ambivalenz und Neubeginn
Der Himmel über dem Mond war still – eine Kuppel aus schwärzestem Vakuum, durchbrochen nur von einem matten Glühen am Rand der Welt. Der Horizont schimmerte nicht wie Licht, sondern wie Erinnerung, die langsam ins Bewusstsein zurückkehrte.
Die Gruppe stand dort, wo der Tag auf die Nacht traf. Hinter ihnen lag der zentrale Platz – noch flackernd vom Echo der Entscheidung. Vor ihnen das Unbekannte.
Duran sah hinab auf die graue Ebene, wo sich Spuren verloren und Felsen wie Fragmente eines zerfallenen Gedankens lagen. Er fühlte kein Triumphgefühl, keine Gewissheit. Nur die Schwere eines Wissens, das nicht mehr verdrängt werden konnte: Dass selbst im Licht Schatten wuchern – und dass der Wandel kein Versprechen, sondern ein Risiko war.
Ashir hielt die Hände aneinandergelegt, als wollte er etwas halten, das zwischen den Fingern verrann. "Wir haben etwas berührt, das älter ist als wir selbst", sagte er, "aber das bedeutet nicht, dass wir wissen, was kommt."
Kalima schwieg. Ihre Augen lagen auf der Ferne, wo sich ein leichter Nebel vom Boden hob. Xhorr-Kinder bewegten sich darin wie Silhouetten – vertraut, aber fremd. Ihre Bewegungen waren nicht feierlich, sondern vorsichtig, wie Wesen, die gelernt hatten, dass jedes Licht auch blenden kann.
Ein fernes Grollen vibrierte durch den Boden. Kein Beben, kein Angriff – sondern ein Signal. Vielleicht ein Erwachen, vielleicht ein Abschied.
Yana trat neben Kalima. Ihre kleine Hand griff nach der ihren – fest, aber zitternd.
"Es ist nicht vorbei", flüsterte sie.
Und sie hatte recht. Nichts war abgeschlossen. Der Kreis hatte sich zwar geschlossen, aber keine Tür geöffnet. Nicht von allein.
Die Gruppe ging weiter – nicht triumphal, nicht geschlagen. Nur wach.
Hinter ihnen verblasste das Schimmern der Entscheidung. Vor ihnen lag das Schweigen einer Welt, die sie erst noch verstehen mussten.
Letzter Satz:
Und mit jedem Schritt wuchs das Wissen: dass Licht nur sichtbar wird, wenn es Schatten zu durchdringen hat.