Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 236: Das Licht in der Tiefe

Örtlichkeit: Unterirdischer See
Leitmotiv: Hoffnung in der Dunkelheit

Die Wände atmeten Feuchtigkeit, das Gestein war warm vom Inneren der Welt. Schritte hallten gedämpft auf nassem Stein, als die Gruppe tiefer vordrang, geleitet von einem kaum hörbaren Summen – einem Ruf vielleicht, den niemand verstand, aber alle fühlten.

Der Pfad weitete sich. Plötzlich lag vor ihnen ein unterirdischer See, reglos wie geschmolzenes Glas. Über dem Wasser schwebte Licht – kein greller Schein, sondern ein weiches, pulsierendes Leuchten, das aus der Tiefe kam, wie eine Erinnerung aus längst vergangener Zeit. Es war, als ob der Fels selbst ein Herz trüge.

Die Kinder der Xhorr standen am Ufer, reglos, ihre Gesichter von innen erhellt. Keiner sprach. Jeder sah in diesem Licht etwas Eigenes: eine Versöhnung, einen verlorenen Traum, den Mut weiterzugehen.

Dann kniete sich Yana nieder – eine der jüngsten unter den Xhorr-Kindern, still und wachsam wie ein Schatten im Licht. Ihre Hand suchte blind den Boden, fand einen glatten Kiesel. Einen Atemzug lang hielt sie ihn, als würde sie ihn fragen. Dann warf sie ihn mit einem leichten Schwung ins Wasser.

Der Stein tauchte ein, ohne Laut – doch das Licht reagierte. Es pulsierte auf, weitete sich wie eine Antwort, als wäre die Tiefe lebendig geworden. Sanfte Kreise zogen sich über die Oberfläche, und in ihnen spiegelten sich nicht nur Gesichter, sondern das, was in ihnen heilen wollte.

Leise begannen die Wellen zu atmen. Sie warfen keinen Schatten mehr.

Letzter Satz:
Inmitten der Tiefe, unter dem Gewicht der Welt, leuchtete etwas, das älter war als Angst – und heller als jede Flucht.