Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 231: Die Stimme der Xhorr

Örtlichkeit: Offene Lichtung
Leitmotiv: Kommunikation jenseits der Worte

Der Himmel spannte sich lautlos über die Lichtung, ein stummes Gewölbe, durchzogen vom Atem der Nacht. Kein Wind, kein Laut – nur das pulsierende Glühen der Pflanzen, das in flüchtigen Wellen über die Gräser huschte, als würde der Boden selbst träumen.

Die Gruppe stand beisammen, erschöpft, aber wach – innerlich aufgerissen von den Ereignissen der letzten Tage. Duran beobachtete die Kinder der Xhorr, wie sie sich in der Mitte der Lichtung niederließen, still, konzentriert, als folgten sie einem inneren Rhythmus, der allen anderen verborgen blieb.

Dann geschah es. Kein Laut, kein Zeichen, keine Bewegung – und doch breitete sich etwas aus.

Ein Vibrieren hinter den Gedanken.

Eine Sprache, die nicht durch Worte floss, sondern durch Empfindung, Farbe, Temperatur. Es war, als würde jemand an den innersten Fäden der Seele zupfen, an jenen Stellen, die nie gelernt hatten, sich auszudrücken – weil sie nie mussten.

Kalima spürte plötzlich Erinnerungen, die nicht ihre waren. Der Geschmack von salzigem Wind über metallischen Feldern. Der Blick in ein Auge ohne Pupille, das dennoch Liebe kannte. Sie sog Luft ein, als hätte sie vergessen zu atmen, und Tränen traten ihr in die Augen.

"Sie… singen mit allem, was sie sind", flüsterte sie, doch niemand antwortete. Es gab keine Worte mehr, nur Verbindung.

Ein Netz spannte sich zwischen ihnen, gewebt aus Mitgefühl, aus Geschichten, die nicht erzählt, sondern gezeigt wurden – mit Wärme, mit Schmerz, mit einem leisen Leuchten, das durch jede Faser strömte.

Zuerst war es nur Staunen. Dann wuchs aus dem Staunen Nähe. Und aus der Nähe entstand das erste, was man vielleicht als gemeinsames Bewusstsein hätte nennen können.

Kein Ich. Kein Du. Nur ein Wir, das wie ein ferner, aber wahrer Ton in ihnen schwang.

Letzter Satz:
Und als die Verbindung verebbte, blieb sie dennoch bestehen – wie ein inneres Lied, das man nicht mehr vergessen konnte.