Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 226: Die verhallenden Schritte

Örtlichkeit: Exil-Zone 0 – weite Hallen der Erinnerung
Leitmotiv: Das Nachklingen der Vergangenheit – Spur und Echo

Die Halle war ein Raum zwischen Raum, gefüllt mit verhallenden Schritten, die nirgendwoher zu kommen schienen und doch vertraut waren. Jeder Ton schien ein Fragment einer Geschichte, die sie längst vergessen hatten, doch die in ihren Seelen nachklang wie ein ferner Ruf.

Kalima schritt langsam voran, den Blick auf den schimmernden Boden gerichtet, wo sich verschwommene Silhouetten spiegelten.
"Wir tragen mehr mit uns, als wir sehen", sagte sie leise. "Auch wenn die Wege enden, hallt jeder Schritt weiter."

Ashir folgte ihr, das Gewicht der Erinnerung in den Schultern. Zwischen ihnen schwebten die Xhorr-Kinder, deren Gestalt sich mit jeder Bewegung zu lösen schien, als seien sie selbst Teil des diffusen Echos.

Duran blieb zurück, seine Finger glitten über die Wand, die wie eine Leinwand aus Licht und Schatten schimmerte. Hier waren sie alle Spuren, die sie hinterlassen hatten: Freude, Verlust, Zweifel und Vertrauen. Doch alles war zerbrechlich, wie ein Hauch, der jeden Moment verwehen konnte.

Die Kinder begannen leise zu singen – kein Wort, nur Töne, die die Stille durchdrangen und sich wie Fäden durch die Halle zogen. Die Töne lösten sich auf, verschmolzen mit den verhallenden Schritten und füllten den Raum mit einer bittersüßen Melodie der Vergänglichkeit.

Kalima sah Duran an, ein stilles Verständnis in ihrem Blick.
"Wir können die Vergangenheit nicht zurückholen", flüsterte sie, "aber vielleicht können wir ihr einen Klang geben, der bleibt."

Die Xhorr-Kinder webten die Töne zu einem sanften Muster, das sich wie ein unsichtbares Netz über die Erinnerungen legte – schützend und verbindend.

Langsam begann der Raum sich zu verändern. Die verhallenden Schritte wurden klarer, greifbarer. Ein neuer Rhythmus entstand – der Puls einer Zukunft, die aus dem Wissen der Vergangenen erwuchs.

Ashir hob den Kopf, die Schatten der Halle spiegelten sich in seinen Augen.
"Vielleicht sind wir nicht nur das Echo", sagte er. "Vielleicht sind wir das Lied, das daraus erwächst."

Letzter Satz:
Und in jedem verhallenden Schritt lag der Samen eines neuen Anfangs.