Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 1
DIE ANKUNFT
KAPITEL 70: DER TRAUM DER STILLE
Örtlichkeit: Naima – Kenianisches Hochland
Leitmotiv: Was sich nicht sagen lässt, beginnt zu leben
Der Wind wehte über die Hügel wie eine alte Melodie, und Naima stand barfuß im Gras,
die Augen geschlossen.
Seit Tagen war kein Replikant mehr erschienen. Kein Licht in der Ferne, kein Flirren in der Luft.
Und doch war alles anders.
Die Tiere verhielten sich ruhig – nicht aus Furcht, sondern aus Vertrauen. Die Vögel, die einst flohen, blieben nun sitzen, wenn sie kam. Ein Leopard hatte sich in der Dämmerung gezeigt – nicht jagend, nicht lauernd – einfach nur da.
Naima hatte aufgehört, zu fragen.
Sie hörte.
Spürte.
Fühlte den Rhythmus der Welt, der sich unter ihren Schritten ausbreitete wie eine zweite Haut.
In der Nacht träumte sie von Mustern aus Licht, die sich um ihre Hände legten – kein Schmerz, keine Angst, nur Wärme und etwas, das sich wie Erinnerung anfühlte, aber nicht ihre eigene war.
Sie sprach nicht darüber. Weder mit den anderen Dorfbewohnern noch mit den Forschern, die längst abgezogen waren.
Denn was sie erlebte, ließ sich nicht erklären. Nicht festhalten.
Es war kein Wunder – es war eine Annäherung. Etwas tastete sich heran – nicht in Worten,
sondern in Gegenwart.
Am nächsten Morgen fand sie eine Linie aus weißen Steinen, die jemand in einem perfekten Kreis gelegt hatte. Mitten auf der Wiese. Ohne Spuren. Ohne Erklärung.
Naima ging hinein. Setzte sich in die Mitte. Atmete.
Und für einen Moment war die Welt still – nicht leer, sondern vollständig.
Letzter Satz:
Sie wusste nicht, wer sie beobachtete – doch zum ersten Mal fühlte sie sich gesehen, nicht als Mensch, sondern als Teil.