Die schöne Melusine und Sebald, der Sünder von Staufenberg

21.10.2025

(Nacherzählung einer Sage aus Durbach bei Schloss Staufenberg)

Im lieblichen Durbachtal, unter dem stolzen Blick von Schloss Staufenberg, wo die Reben in der Sonne reifen und der Weingeist wohnt, liegt verborgen der finstere Stollenwald. Und in diesem Wald, so flüstern die Altvorderen beim Viertele Wein, geht seit ewigen Zeiten die schönste und grausamste aller Sagenfiguren um: die Melusine.

Einst, als die Vögel noch ihr Nest in den Dornen der alten Stollenburg bauten, lebte Sebald, der leichtsinnige Sohn des Amtmanns von Staufenberg. An einem Sommermorgen ging er im Stollenwald auf Vogelfang, als er einen Gesang hörte – lieblicher, als es je eine Menschenkehle hervorbringen konnte, zugleich wehmütig und verlockend.

Er folgte dem Gesang, bis er an eine Waldlichtung kam. Dort, auf einem Felsen, saß eine Frau von solcher Schönheit, dass Sebald der Atem stockte. Ihr Haar war wie flüssiges Gold, ihre Augen funkelten wie Karfunkelsteine – ein Leib von Anmut, nicht von dieser Welt.

"Ich bin Melusine", sprach sie mit einer Stimme, die wie das Murmeln eines Bergquells klang. "Lange habe ich auf dich gewartet, Sebald. Ich bin verwunschen, und nur du kannst mich erlösen."