Der Hexentanzplatz von Bühl

21.10.2025

Szene 1 — Das Bühler Zwetschgenfest

Vier Jugendliche – Jonas, Lene, Marc und Elisa – schlenderten durch die bunten Stände des Bühler Zwetschgenfests. Jonas' alte Lederkette klackerte bei jedem Schritt leise gegen seine Brust; Lene spielte nervös mit einer Haarsträhne, die aus ihrem Zopf entwischte. Marc glitt unbewusst mit dem Daumen über einen silbernen Ring, Elisa steckte die Hände tief in die Jackentaschen und kicherte.

Am Rand des Festplatzes saß eine alte Frau auf einer Bank, gebeugt, die Hände fest in verschlissene Fäuste vergraben. Ihr Gesicht war von Arbeit und Verzicht gezeichnet, die Augen jedoch wach und klar. Die Jugendlichen tuschelten, machten sich über ihre abgetragenen Kleider lustig und über ihr schwerfälliges Gehen.

Jonas schnippte mit den Fingern. "Schau dir das an … wie aus der Zeit gefallen."

Lene zuckte die Schultern. "Vielleicht ist sie wirklich so gruselig wie die Hexen auf der Fasnacht …", murmelte sie, das Kichern nur halb gespielt.

Aus dem Schatten zwischen den Ständen regte sich etwas. Schritte, die den Boden kaum berührten, ein leises Rascheln. Ein Fremder trat hervor – selten hier, den Alten nach jenisch genannt, ein Wanderer zwischen den Orten. Ein abgewetzter Hut, ein schiefes Lächeln, ein Hauch von Erde und Moos verrieten seine Herkunft.

Er verharrte, die Hände ruhig an den Seiten. Jonas' Schnippen stockte; Marc lachte kurz, wurde dann blass und legte automatisch die Hand auf den Ring; Lene zog die Schultern hoch, Elisa fröstelte sichtbar.

Der Fremde machte einen kleinen, fast entschuldigenden Zug an seinem Mantel, sah kurz zu Boden, dann hob er den Blick; seine Stimme war rau und eindringlich, das leise Knacken unter seinen Füßen begleitete jedes Wort: "Ihr lacht über sie? Wenn ihr so mutig seid, hört gut zu: Ich erzähle euch von den echten Bühler Hexen … vom blauen Feuer, das niemand wärmt."

Er trat einen Schritt näher, senkte die Stimme zu einem Flüstern, direkt auf die Jugendlichen gerichtet: "Wer es sieht, kann sich nicht mehr verstecken – das blaue Feuer nimmt, was heimlich bleibt."