Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 1
DIE ANKUNFT
Kapitel 17: Schatten aus Daten
Örtlichkeit: München / Wien / Internet (global)
Protagonistin: Anna Berger
Leitmotiv: Wahrheit war nie das Problem. Nur, wer sie zuerst ausspricht.
Die Sonne über München flackerte durch den grauen Smog. Anna starrte auf den Bildschirm ihres Headsets. Die virtuelle Lernumgebung stockte – zum dritten Mal an diesem Morgen.
Sie seufzte, riss sich das Gerät vom Kopf und warf es aufs Bett.
"WLAN-Ausfall?", rief sie. Keine Antwort. Ihr Vater war seit Stunden im Labor verschwunden.
Als sie den Laptop aufklappte, war das Netz langsam. Aber nicht leer.
Auf einem anonymen Forum blinkte ein neuer Beitrag, mit dem Hashtag:
#lookUP
Ein Video. 17 Sekunden lang.
Eine wacklige Aufnahme, wahrscheinlich mit einem Teleobjektiv gemacht.
Zu sehen: Das französische Objekt – die Bewegung. Die "Haut".
Dann ein kurzer Schwarzblitz. Und eine Stimme:
"Sie haben es gespürt. Jetzt schauen sie zurück."
Darunter: Koordinaten. IP-Spuren. Fetzen von Nachrichtenprotokollen.
Und: erste Datenpakete vom Satellitenstart drei Tage zuvor. Verschlüsselt, aber angedeutet.
Innerhalb von Stunden ging es viral.
Nicht auf offiziellen Plattformen – dort war es sofort gesperrt.
Aber in Tunneln, Chatgruppen, Alt-Servern, Subnetzen.
Telegram. Usenet. Vergessene Kanäle.
Die Leute nannten es:
"Das Erwachen".
Anna klickte tiefer.
Sie war keine Hackerin – aber ihre Neugier war ihr Talent.
Sie erkannte das Verschlüsselungsmuster eines alten NATO-Zwischensystems.
Jemand hatte es absichtlich durchlässig gemacht – wie ein Leck, das schreien wollte.
Dann fand sie den Namen. In einer Kommentarzeile eines Skripts.
-nkt4
Sie fror. Das war nicht irgendjemand.
Der Name war verbunden mit mehreren unaufgeklärten Cyberangriffen der letzten Jahre.
Kein Terrorist. Kein Nationalist.
Ein Phantom.
Ein Spiegel.
Währenddessen in Wien: Die Internationale Agentur für Satellitensicherheit trat zusammen.
In Nairobi: Wissenschaftler erhielten über anonyme Kanäle plötzlich Zugang zu Dateien, die sie nie hätten sehen dürfen.
Und in München ging Anna tiefer.
Sie öffnete eine Datei namens "echo_trace".
Nur Ton. Kein Bild.
Zuerst nur Stille. Dann:
Ein Flüstern.
Unverständlich.
Nicht in einer Sprache.
Aber rhythmisch.
Wie ein Puls.
Letzter Satz:
Als Anna auf "Wiedergabe wiederholen" klickte, flackerte das Licht in ihrem Zimmer – und draußen zogen sich die Wolken über München wie eine Hand über ein Gesicht.