Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 267: Durans Entscheidung

Örtlichkeit: Ein Ort der Gewalt/Konfliktzone
Leitmotiv: Der Krieg in sich selbst

Der Wind trug den Rauch wie eine Erinnerung.

Sie waren durch eine zerfallene Siedlung gezogen, irgendwo am Rand jener Zone, in der sich das Alte und das Neue mischten. Ruinen, rostige Zäune, verzogene Metallplatten – ein Ort, den Menschen verlassen hatten, weil Angst dort geblieben war. Aber nun kehrte sie zurück, in anderer Form.

Duran roch sie, bevor er sie sah. Waffenöl. Schweiß. Elektrische Spannung in der Luft. Drei Gestalten bewegten sich zwischen den Gebäuden, zu schnell, zu zielstrebig, zu leise für Zufall. Und dann: der Schrei.

Jano und Kalima reagierten sofort, zogen sich in Deckung, die Kinder verharrten wie erstarrt. Duran aber trat hinaus. Nicht aus Trotz. Nicht aus Heldentum. Sondern weil er wusste, was kommen würde.

Die Männer waren bewaffnet. Ihre Rüstungen trugen das Emblem einer überlebenden Milizeinheit – scharf, kantig, wie ein Maul, das beißt. Die Augen hinter den Visieren flackerten, gehetzt, wachsam, gefährlich.

"Identifikation!", rief einer.

Duran hob die Hände.

"Wir sind keine Feinde."

"Das sagen sie alle", spie der Zweite.

Sie rückten näher, Waffen im Anschlag. Alte Muster. Duran spürte, wie sein Körper reagierte: die Spannung in den Muskeln, der Reflex, den Schwächsten zuerst auszuschalten, dann die Flanke, dann den Anführer.

Er kannte das Spiel.

Aber er war nicht mehr Teil davon.

Stattdessen atmete er tief ein. Nicht, um sich zu beruhigen, sondern um zu hören. Nicht die Worte der Männer – sondern das, was unter ihrer Haut pochte. Angst. Hunger. Verlorene Orientierung. All das war wie eine Welle aus heißem Metall, die auf ihn zurollte.

Er trat einen Schritt weiter. Nicht als Kämpfer. Als Spiegel.

"Ihr habt überlebt", sagte er. "Aber nicht allein."

Der erste Mann zögerte. Die Waffe senkte sich leicht. Der zweite machte einen Schritt nach vorn – bereit, den Befehl zu geben, zu schießen. Da sah Duran es: Der linke Arm des Mannes zitterte. Nicht aus Anspannung – sondern aus Erinnerung. Dort, wo die Haut vernarbt war, war etwas geschehen, das nicht vergessen worden war.

Duran ließ seine Hände sinken. "Ich war wie ihr. Vielleicht bin ich es noch. Aber der Krieg lebt nur, wenn wir ihn weiterfüttern."

Der zweite Mann blieb stehen.

Etwas geschah. Kein Lichtblitz. Keine übernatürliche Macht. Nur ein leiser Riss in der Fassade. Duran ließ ihn offen. Er trat nicht hinein, zwang nichts, er wartete. Wie in der Wüste – wenn man weiß, dass Wasser sich nur zeigt, wenn der Boden bereit ist.

Die Waffen sanken. Nicht ganz. Aber genug.

Dann: Rückzug. Ohne Worte. Kein Frieden. Aber auch kein Feuer. Nur ein stilles Zugeständnis – dass etwas nicht mehr stimmte in ihrem alten Muster.

Duran blieb stehen, bis sie verschwunden waren.

Jano trat zu ihm. "Du hättest sie besiegen können."

Duran schüttelte den Kopf. "Ich hätte sie nur wieder aufwecken können. Was ich wollte, war, dass sie schlafen lassen, was sie in sich tragen."

Letzter Satz:
Und so stand Duran dort, wo einst sein Krieg war – und war selbst das Ende davon.