Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 263: Die alten Mauern

Örtlichkeit: Ein menschlicher Außenposten am Rand des Nullsektors
Leitmotiv: Konfrontation mit dem Unverständnis

Der Weg zurück hatte keine Richtung, nur Widerstand. Schritte, die sich nicht wie Schritte anfühlten. Luft, die zu dick oder zu leer war. Und dann: Stahl. Glas. Gerade Linien. Die Reste der Welt, wie sie einst war.

Sie betraten den Außenposten wie Erscheinungen. Ihre Körper funktionierten, doch sie trugen das Innere der anderen Welt noch in sich wie einen schwebenden Nachklang. Ihre Augen sahen, was nicht da war. Ihre Sinne tasteten nach Verbindungen, die kein Mensch hier verstand.

Drei Männer, eine Frau – Uniformträger. Bewaffnet. Ihre Bewegungen waren diszipliniert, kontrolliert, doch ihre Mienen zuckten. Einer trug einen Helm, der zu glänzend war, seine Finger ruhten nervös am Gürtel. Die Frau sprach zuerst.

"Identifizieren Sie sich."

Ashir blinzelte. Worte waren wie Splitter. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Jano trat vor, seine Stimme ruhig – aber hohl, wie aus einer anderen Zeit.

"Wir kommen aus dem Nullsektor."

Die Reaktion war nicht Wut, sondern ein Innehalten. Als hätte jemand eine Tür geöffnet zu einem Raum, den niemand betreten wollte. Einer der Soldaten hob ein Gerät, ließ einen Scan über die Gruppe laufen. Der Ton war schrill, verzerrt – das System konnte mit ihnen nichts anfangen.

"Traumatisierung. Dissoziation. Wir bringen sie rein", sagte der Helmträger.

Im Inneren roch es nach Sterilität, nach altem Wasser in neuen Leitungen. Die Wände waren glatt, die Fenster zu klein. Die Räume – zu definiert.

Sie setzten sich. Man reichte ihnen Decken, Wasser, metallische Becher. Eine Therapeutin – oder vielleicht war sie eine Agentin – beugte sich zu Kalima.

"Können Sie mir erzählen, was Sie erlebt haben? Nur ein Wort. Irgendeines."

Kalima blickte durch sie hindurch. Ihre Lippen bewegten sich nicht. Doch in ihrem Inneren summte das Echo der Stimmen.

Ashir bemerkte ein Muster an der Decke. Es pulsierte. Es war nicht da – aber es war wahr.

"Ihr denkt in Linien", murmelte er. "Aber wir sind jetzt Knoten."

Die Therapeutin notierte etwas. Ihre Stirn war glatt, aber die Augen zuckten.

Später: Isolation. Einzeln befragt, gemessen, analysiert. Sie verstanden nichts. Die Kinder der Xhorr saßen schweigend, gemeinsam, ihre Blicke leer und doch voller Resonanz. Ein Wissenschaftler – älter, nervös – versuchte, Jano mit Begriffen zu erreichen: Bewusstsein, Trauma, kollektive Halluzination.

"Ihr seid zurückgekehrt", sagte er schließlich. "Aber wohin?"

Jano antwortete nicht. Er hatte längst gelernt, dass nicht jede Antwort in einer Sprache lag, die sie noch kannten.

Letzter Satz:
Es war nicht ihre Welt, und doch waren sie in ihr – wie Stimmen hinter Glas, undeutlich, aber wach.