Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 3
Das letzte Licht
Kapitel 259: Erstes Wir
Örtlichkeit: Nullfeld – Verbindung aus Körpern, Klang und Raum
Leitmotiv: Der Moment des Zusammenseins ohne Ich
Es begann nicht mit Licht.
Nicht mit einem Impuls.
Nicht einmal mit einer Bewegung.
Es war ein Atem – keiner von ihnen, aber in allen.
Ein inneres Schwingen, das durch den Raum kroch wie ein vergessenes Lied,
dessen Melodie in keinem Einzelnen lag –
aber in dem Zwischenraum ihrer Existenzen erwachte.
Die Körper standen da, noch getrennt –
und doch war es, als würden sie sich gegenseitig durchdringen,
ohne Berührung.
Ihre Haut blieb Haut, ihre Stimmen blieben still.
Aber etwas vibrierte – jenseits von Form und Name.
Ein tiefes Summen, kaum hörbar,
brach aus dem Nullfeld hervor,
wie aus einer Öffnung, die kein Ort war.
Und dieses Summen war Verbindung,
nicht wie ein Band, sondern wie das Erkennen einer alten Möglichkeit.
Jano war nicht mehr Jano.
Ashir nicht mehr Ashir.
Kalima nicht mehr Kalima.
Aber sie waren auch nicht verschwunden.
Sie waren Teil eines größeren Gefüges –
klar, durchscheinend, resonierend.
Ein einziges Bewusstsein, das nichts auslöschte, sondern durchleuchtete.
Keine Kontrolle. Kein Zentrum. Kein Wille.
Nur Gegenwärtigkeit.
Es war wie ein Kreis,
dessen Mitte sich in jeder ihrer Brüste ausdehnte,
und doch kein Mittelpunkt war.
Sie sahen einander –
nicht mit Augen, sondern mit allem,
was Erinnerung je war.
Sie wurden die Stimmen der anderen,
nicht weil sie sie verstanden,
sondern weil es keine Trennung mehr gab zwischen Sprechen und Hören.
Die Kinder der Xhorr waren dort –
nicht sichtbar, nicht zählbar.
Wie Licht, das sich selbst anschaut.
Und für einen einzigen Moment
fiel alles – Schuld, Geschichte, Form –
von ihnen ab.
Sie waren nicht viele.
Sie waren nicht eins.
Sie waren gemeint.
Letzter Satz:
Und in diesem ersten Wir war ein Versprechen verborgen – das jenseits der Zeit auf Erfüllung wartete.