Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 234: Der Tanz des Lichts

Örtlichkeit: Sphäre aus schwebendem Licht
Leitmotiv: Transformation und Akzeptanz

Die Enge der Höhlen wich unvermittelt. Ohne Übergang, ohne Vorwarnung.

Sie standen in einer Sphäre aus Licht – kein Raum im herkömmlichen Sinn, sondern ein Schweben. Um sie kreisten Lichtpartikel, langsam, wie Tropfen in einem träumenden Ozean. Der Boden existierte nur als Ahnung, der Horizont war ein inneres Glimmen.

Niemand sprach. Auch Worte wären zu grob gewesen.

Tysth hob die Hand, vorsichtig, fast ehrfürchtig – und die Lichter begannen sich zu bewegen. Zuerst flüchtig, dann gezielt. Ein Strom aus Formen, Erinnerungen, Farben, Stimmen. Szenen aus Kindheiten, aus Vergangenheiten, aus Möglichkeiten.

Kalima sah das Gesicht ihrer Mutter – nicht, wie sie starb, sondern wie sie sang, als sie einst am Fluss standen. Levi sah einen Teil von sich, den er vergessen hatte: das Kind, das lachte, bevor es lernte zu töten.

Und Juno erkannte das Bild einer Welt, in der kein Kommando mehr über Leben und Tod entschied – eine Welt, die nie existiert hatte, und doch in ihr wohnte.

Die Xhorr-Kinder bewegten sich leicht, fast tanzend. Kein Tanz im physischen Sinn, sondern ein Umkreisen der Ströme, ein stilles Dirigieren. Aus der Bewegung entstand ein Rhythmus, aus dem Rhythmus eine Erkenntnis.

Nicht alles, was verloren war, war vergangen.

Nicht jede Wunde musste heilen – manche durften bleiben, als Teil der Gestalt.

Sie blieben eine Ewigkeit – oder einen Atemzug. Zeit löste sich auf.

Als sie die Sphäre verließen, sagte niemand ein Wort. Aber etwas hatte sich verlagert. Nicht nur in ihnen – auch zwischen ihnen.

Letzter Satz:
Und während die Dunkelheit erneut begann, flackerte in ihren Augen ein Licht, das nicht von außen kam.