Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 233: Schatten des Zweifels

Örtlichkeit: Dunkle Höhlen
Leitmotiv: Innere Konflikte und Zweifel

Die Höhlen zogen sich wie alte Narben durch den Fels, verwinkelt, atemlos, als hätte jemand das Schweigen selbst in Stein gegossen. Die Gruppe bewegte sich langsam, geführt von den schimmernden Fasern, die aus dem Gestein wuchsen wie Adern aus Licht.

Doch das Licht war trügerisch.

"Wir verlaufen uns", sagte Duran plötzlich. Sein Blick war hart, seine Stimme schärfer als nötig. "Wir folgen Zeichen, die keiner versteht."

Kalima blieb stehen. "Du willst zurück? In den Nebel? In den Tod?"

"Ich will wissen, wofür wir das tun!" rief er. "Wir folgen den Kindern, als wären sie Propheten. Vielleicht sind sie nur Kinder."

Tysth trat aus dem Schatten. "Sie hören Dinge, die wir verlernt haben zu hören."

"Oder wir projizieren in sie, was wir selbst nicht mehr tragen wollen", flüsterte Juno. Ihre Finger tasteten die Höhlenwand, als könnte sie darin Halt finden.

Die Luft war schwer, ein stehender Strom aus unausgesprochenen Zweifeln.

Die Diskussion brach offen aus. Duran warf Kalima vor, blind zu vertrauen. Kalima nannte ihn feige. Selbst Levi, sonst schweigend wie ein Fels, hob die Stimme: "Wir alle haben verloren. Aber das hier – das ist die erste Richtung, die sich lebt."

Ein Knall. Ein kleiner Steinschlag. Irgendwo brach etwas.

Stille.

Die Xhorr-Kinder standen abseits, blickten nicht weg, aber auch nicht ein. Ihre Augen waren wie Spiegel: Sie nahmen alles auf, ohne zu werten.

Es war Juno, die die Spannung löste. Sie setzte sich einfach hin, zog ein Stück getrocknetes Wurzelbrot aus ihrer Tasche und begann zu kauen.

"Wenn wir nicht weitergehen, dann bleiben wir hier. Und hier gibt es nur Schatten. Ich hab genug Schatten gesehen."

Niemand lachte. Aber es war der Anfang.

Letzter Satz:
In der Dunkelheit war nicht die Richtung entscheidend – sondern der Wille, trotz allem gemeinsam weiterzugehen.