Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 3
Das letzte Licht
Kapitel 232: Verborgene Wege
Örtlichkeit: Labyrinthartige Tunnel
Leitmotiv: Wahl und Konsequenz
Der Eingang lag verborgen unter einer Decke aus Moos und schweigendem Gestein – kaum sichtbar, doch fühlbar wie eine Erinnerung, die sich weigert zu verblassen.
Sie traten ein, einer nach dem anderen. Kein Wort fiel. Nur das Tropfen von Wasser – wie das langsame Ticken einer fremden Zeit.
Die Wände pulsierten in unregelmäßigem Licht. Adern aus phosphoreszierendem Gestein zeichneten flüchtige Muster, zu flüchtig, um Führung zu bieten – zu deutlich, um sie zu ignorieren.
Der Weg verzweigte sich. Manche Gänge wirkten harmlos, andere bedrohten bereits durch ihr Schweigen. Einige schienen kaum durchschlüpfbar, andere weit wie aufgerissene Münder.
Duran hielt inne. Was er an Karten im Kopf trug, löste sich hier auf. Dies war kein Ort für Strategien – sondern für Entscheidungen, die den eigenen Schatten sichtbar machten.
Kalimas Finger glitten über das Gestein. Da waren Linien. Spuren. Nicht für das Auge gemacht, sondern für eine andere Art des Verstehens.
"Jeder Pfad verlangt etwas", flüsterte sie. "Nicht jeder gibt zurück."
Die Xhorr-Kinder hielten an Stellen, an denen andere hasteten. Wandten sich ab, wo Tunnel einluden. Ihre Instinkte wurden zur stillen Führung – nicht aus Aberglauben, sondern weil ihr Schweigen sicherer schien als jedes menschliche Urteil.
Die Gruppe schwankte zwischen Vertrauen und Angst. Wege wurden vorgeschlagen, verworfen, verteidigt. Die Luft verdichtete sich, nicht durch Rauch – sondern durch Zweifel.
Dann trat etwas aus dem Dunkel. Kein Wesen, kein Geräusch – nur ein Spiegelbild. Keine Oberfläche, nur Gegenwart: der eigene Blick, zurückgeworfen von einem Ort, der Erinnerung kannte.
Man erkannte nicht, wohin der nächste Schritt führte. Aber man erkannte, was man bei sich trug.
Letzter Satz:
Manche Wege führten weiter – andere führten zurück, tief hinein in das, was man längst vergessen wollte.