Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 223: Die Sprache derer, die blieben

Örtlichkeit: Exil-Zone 0 – gläserne Schwellenräume
Leitmotiv: Verständigung jenseits der Worte – eine neue Grammatik des Seins

Die Sprache kam nicht mit Lauten.
Sie fiel nicht von den Lippen, wuchs nicht aus Kehlkopf und Zunge.
Sie bildete sich zwischen Blicken, in Pausen, im Abstand zwischen zwei Gesten.

Nach dem Opfer, nach dem Licht, standen sie still – inmitten der Kammer, die nun offen war wie ein Atemzug.
Die Wände hatten ihre Härte verloren. Alles schien flüssig, als hätte der Raum vergessen, wie man Widerstand buchstabiert.

Ein Xhorr-Kind hob eine Hand. Kein Zeichen, keine Bitte – nur ein Impuls: Wir sind noch hier.
Kalima verstand zuerst. Nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Körper – als würde ihr Atem einem fremden Rhythmus folgen, der längst in ihr lag.

Ashir blinzelte, doch er las nicht mehr mit den Augen. Die Linien auf dem Boden – sie formten keinen Satz, sondern eine Richtung.
Duran versuchte, es zu fassen. Aber es wich aus, wie Bedeutung, die sich nicht fangen ließ – nur begleiten.

Sie hatten keine gemeinsame Sprache. Aber sie hatten die Stille geteilt. Den Verlust. Das Opfer.
Und in dieser Teilung war ein Muster entstanden – leise, tastend, lebendig.

Vielleicht war es das, was blieb.
Vielleicht war es das, was wachsen konnte.

Letzter Satz:
Sie wussten nicht, wie man es aussprach – nur, dass es jetzt begann.