Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 3

Das letzte Licht


Kapitel 218: Aufbruch ohne Karte

Örtlichkeit: Mondoberfläche – zwischen Licht und Schatten
Leitmotiv: Loslassen und Vertrauen – Wegfindung ohne Orientierung

Manchmal führte kein Weg fort – sondern nur tiefer hinein in das, was man nicht verstehen konnte.

Die Kammern hinter ihnen lagen nun still. Was sie offenbart hatten, hallte in ihnen nach – nicht als Botschaft, sondern als Verschiebung. Etwas in ihnen hatte sich verlagert, kaum merklich, wie der Stand eines inneren Sterns.

Als sie zurück auf die Oberfläche traten, hatte sich das Licht verändert. Der Himmel blieb schwarz, doch der Staub schimmerte anders – als hätte die Nacht selbst ein neues Muster gelernt. Schatten lagen nicht mehr still. Sie wanderten nicht, aber sie wirkten, als wären sie in Bewegung gedacht.

Die Gruppe schwieg. Niemand sprach davon, was zu sehen gewesen war – vielleicht, weil es keine Sprache dafür gab. Vielleicht, weil jeder etwas anderes gesehen hatte. Oder weil sie wussten, dass diese Erinnerungen nicht geteilt werden wollten, sondern wachsen mussten – in Stille.

Ashir legte die Hand auf den Boden. Kein Beben. Kein Ton. Nur ein Puls in ihm selbst, als wäre der Mond nun Teil seines Atems. Kalima trat voran, das Gesicht gegen das Licht gewandt, das keines war. Duran folgte, langsam, Schritt für Schritt – nicht weil er wusste, wohin, sondern weil das Stehenbleiben sich wie Rückschritt anfühlte.

Die Xhorr-Kinder bewegten sich als Erste. Sie liefen nicht, sie glitten. Ihre Schatten dehnten sich aus, zogen Linien im Staub, die sich nach wenigen Augenblicken wieder lösten – als wollten sie nicht bleiben, sondern nur andeuten. Eine neue Sprache vielleicht – gezeichnet, nicht gesprochen. Flüchtig wie Erinnerung im Halbschlaf.

"Wohin?", fragte Duran schließlich.

Ashir antwortete nicht. Er deutete nur – nicht auf einen Ort, sondern in eine Richtung, in der der Horizont sich zu verflüchtigen schien. Dort, wo das Licht vibrierte, aber keine Quelle hatte. Dort, wo das Gefühl einer möglichen Antwort lag.

Sie gingen. Nicht in Formation. Nicht mit Plan. Sondern miteinander, durch das, was keine Karte kannte.

Die Schritte klangen dumpf. Der Staub war weich. Der Weg war keiner – und doch war er da.

In der Stille schien sich etwas zu lösen. Angst, vielleicht. Oder nur die Vorstellung, dass man einen Grund brauche, um zu gehen.

Letzter Satz:
Sie trugen keine Richtung – nur das leise Wissen, dass Verbindung mehr bedeutete als Ziel.