Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 3
Das letzte Licht
Kapitel 217: Die andere Seite
Örtlichkeit: Verborgene Kammern unter dem Mond
Leitmotiv: Erkundung des Unbekannten – Der Blick hinter die Oberfläche
Die Tür war kein Mechanismus – sie war ein Gedanke, dem man zu lange nicht gefolgt war.
Sie fanden sie tief unter der porösen Haut des Mondes, wo der Staub zu still lag, um nur von der Zeit zu stammen. Eine Senkung im Gestein, ein Hohlraum, der bei jedem Schritt vibrierte, als atme er anders als die Oberfläche. Die Xhorr-Kinder waren es, die zuerst innehielten. Ihre Körper erstarrten, die Gesichter erhoben sich wie im Lauschen – doch auf eine Frequenz, die nur jenen zugänglich war, die vergessen hatten, wie man sucht.
Kalima berührte die Wand. Sie war glatt, aber kühl, mit feinen Linien, die sich unter ihrem Finger bewegten, als reagierten sie auf Berührung – oder auf Erinnerung. Als Ashir einen Schritt näher trat, flackerte etwas auf: ein geometrisches Schimmern, das keine Symmetrie kannte und dennoch eine tiefe Ordnung ausstrahlte.
Duran entdeckte den Spalt, kaum sichtbar, eine Naht im Stein, deren Licht nicht von außen kam. Sie öffneten ihn nicht – er wich. Und was dahinter lag, war kein Raum, sondern ein Zustand.
Die Kammern waren still, aber geladen. Kein Staub, keine Geräusche. Nur das Summen eines Wissens, das sich selbst konserviert hatte. Im Zentrum: Säulen, aus etwas, das aussah wie verflüssigte Erinnerung – durchscheinend, pulsierend. Manche flackerten, andere blieben dunkel. Und doch war das, was sie zeigten, keine Vergangenheit. Es war das, was möglich gewesen wäre.
Die Xhorr-Kinder traten ein, als kehrten sie zurück. Ihre Bewegungen verloren die Kindlichkeit – sie wurden Träger von Mustern, von Bewegungen, die uralt und doch nie gesehen waren. Sie setzten sich um die zentrale Säule, legten ihre Hände auf den Boden – und die Kammern begannen zu antworten.
Ein leises Raunen stieg auf. Bilder erschienen – nicht vor den Augen, sondern hinter ihnen:
Eine Welt unter Wasser. Ein Himmel ohne Sterne. Eine Sprache aus Farben.
Und immer wieder ein Kreis – geöffnet, durchbrochen, wieder verbunden.
Ashir flüsterte:
"Das ist kein Ort der Vergangenheit. Es ist ein Speicher dessen, was wir nie verstanden haben."
Kalima hörte ein Lachen – nicht laut, nicht fremd, aber aus einer Tiefe, die nicht ihr gehörte. Und sie wusste: Etwas hatte sie gesehen. Nicht als Feind, nicht als Eindringling. Sondern als Antwort.
Duran tastete nach seinem Namen. Er fand ihn noch – aber darunter etwas anderes, das sprach, ohne Laut zu sein.
Was sie hier gefunden hatten, war älter als Sprache, tiefer als Technik. Vielleicht Ursprung. Vielleicht Warnung.
Letzter Satz:
Und in der Kammer, die nichts versprach, lag der erste Blick auf das, was jenseits von Erinnerung wartete.