Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 3
Das letzte Licht
Kapitel 203: Der Blick zurück
Örtlichkeit: Exil-Zone 0 – Drift im Inneren der Zeitfalten
Leitmotiv: Was bleibt, wenn Erinnerung nicht mehr linear ist – sondern lebt
Sie waren nicht unterwegs. Sie wurden bewegt.
Zwischen Atemzügen, zwischen dem, was war, und dem, was sich auflöste.
Die Xhorr-Kinder ruhten – oder erinnerten sich. In einer Sprache, die keine Worte brauchte.
Vielleicht war es ihre Stille, die Kalima zuerst in sich selbst zurückwarf.
Kalima
Der Raum flimmerte – nicht vor den Augen, sondern im Geist.
Ein Zittern am Rand des Denkens, ein Schatten im Inneren.
Sie war zurück in der Schleuse des Orbitalkomplexes.
Schwarzweißes Licht spielte auf ihren Handschuhen.
Der metallische Geschmack von Befehlen lag schwer in ihrem Mund.
Jemand wartete dort.
Kein Feind. Kein Freund. Nur ein Name, der nie ausgesprochen wurde.
Die Tür schloss sich hinter ihr – und ließ eine Leere zurück,
keine Wunde, sondern eine Form.
"Verantwortung ist kein Befehl", hatte sie gesagt.
Doch niemand hörte hin.
Nicht damals. Nicht jetzt.
Ashir
Er sah nicht Kalima – er sah durch sie hindurch,
nicht aus Abwesenheit, sondern aus zu viel Nähe.
Seine Erinnerung kam nicht als Bild, sondern als Druck.
Der Moment, als er den Finger vom Abzug nahm,
als er nicht schoss – und doch jemand starb.
Ein Kind, oder was so wirkte.
Kein Mensch, kein Xhorr.
Nur ein Blick, der nicht mehr wegsah.
Er hatte geglaubt, sein Gewissen könnte ihn retten.
Jetzt wusste er: Es war nur ein Spiegel.
Im Spiegel sah er – sich selbst.
Und wandte den Blick nicht ab.
Duran
Er sah sie beide – Kalima in ihrem Schweigen, Ashir in seinem Riss.
Und wartete. Nicht auf Antwort, sondern auf Raum.
Sein Rückblick war kein Bild, kein Ton –
ein dunkler Raum ohne Türen.
Dort stand ein Tisch.
Darauf: der Helm.
Darunter: der Code.
Er hatte ihn aktiviert,
der Orbit hatte gebrannt.
Sie hatten ihm gedankt –
für das, was er getan hatte.
Doch niemand fragte, was er verloren hatte.
Nicht in Zahlen, in Bedeutung.
Er hatte kein Gesicht verloren –
er hatte aufgehört, eines zu tragen.
Jetzt, hier im Nullsektor, spürte er es zurückkehren.
Nicht als Schuld –
als Möglichkeit.
Die Verbindung
Zwischen ihnen keine Worte.
Nur Raum.
Ein Bewusstsein.
Kalima sah Ashirs Hände,
Ashir hörte Durans Atem,
Duran spürte Kalimas innerstes Zittern.
Sie waren verbunden –
nicht durch Vergangenheit,
sondern durch das, was sie aus ihr gemacht hatte.
Und vielleicht war das Exil nicht das, was sie verließen –
sondern das, was sie nie wieder sein würden.
Letzter Satz:
"Man kann Erinnerung nicht ändern – aber man kann ihr zuhören, bis sie neu spricht."