Zwiebelkuchen und andere Wunden - Satire

Eine herbstliche Kaffeekomödie in sechs Szenen
Spätnachmittag im Café "Panorama Varnhalt".
Die Sonne hing tief über der Rheinebene, golden und müde – wie ein älterer Herr, der sich noch einmal aufbäumt, bevor er endgültig hinterm Fremersberg verschwindet.
Zwei Tische im Halbschatten der Markise.
Am ersten Tisch: Gabi – über siebzig, sieht aus wie zweiundsechzig.
Geschieden, frisurenstabil, wach im Blick.
Neben ihr Egon, pensionierter Ingenieur und Hobby-Schriftsteller. Ein Mann, der Cappuccino trinkt, als hinge sein Seelenheil an der Milchschaumkante.
Am Nebentisch: Herbert, 64, sportlich, fast zu braun, um glaubhaft ehrlich zu wirken.
Neben ihm Natascha – Ende dreißig, höchstens Mitte vierzig. Blond, gepflegt, charmant gelangweilt. Sie streicht über ihr Handy, als wäre es eine Katze, die gleich beißen könnte.
Szene 1 – Erinnerung an Freiheit
Gabi stochert in ihrem Zwiebelkuchen.
"Früher sind wir da hinten an den Baggersee nach Sandweier. Da war man noch frei. Frei von Verpflichtungen, frei von Scham – und frei von WLAN."
Egon hebt kaum den Blick.
"Und von Cholesterin."
Sie lacht, halb melancholisch, halb befreit. .....