Das Herz des Hohen Horns 2

(Eine Ortenberger Sage)
Vorwort
Es war in den Tagen, als über Ortenberg noch die Hufe der Ritter klangen
und die Fackeln auf Burg Ortenberg weithin ins Tal leuchteten.
Damals war die Ortenau ein Land voller geheimnisvoller Wälder,
durchzogen von Reben, Bächen und alten Pfaden.
Die Menschen im Dorf lebten vom Wein, vom Wald
und vom Glauben, dass über den Hügeln gute und böse Geister walteten.
Wer am Abend vom Feld kam, sah hinauf zur Burg und sagte leise:
"Dort oben wohnt der Stolz, hier unten das Herz."
Und so erzählt man sich bis heute –
wenn der Winterwind durch die Reben fährt und die Bäume ächzen –
die Geschichte vom Ritter Kunibert:
dem Mann, der sein Herz verlor
und es doch wiederfand, tief im Stein des Hohen Horns.
Die Sage
(Zum Vorlesen am Kamin)
(Der Erzähler sitzt am Feuer, das Holz knackt. Draußen pfeift der Wind. Die Kinder rücken näher. Eine kleine Pause, dann beginnt die Stimme ruhig und warm.)
Erzähler:
Wenn der Winterwind durch die Reben von Ortenberg zieht
und der Nebel von den Bergen herabsteigt wie ein grauer Mantel,
dann ist die Zeit der Geschichten gekommen.
......