Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 195: Die Wiedererkennung der Anderen
Örtlichkeit: Inneres Habitat des Xhorr-Mondes – Verbindungskammer
Leitmotiv: Man erkennt nicht den Anderen – sondern sich selbst im Moment des Erkennens
Kalima Ortega trat ein.
Der Boden war weich unter ihren Schritten – keine Substanz, sondern Resonanz.
Die Wände atmeten in Farben, die keine Sprache hatte.
Geräuschlos.
Und dennoch voller Erinnerung.
Dann sah sie ihn.
Duran.
Nicht mehr der Commander.
Nicht mehr der Mann, den sie aus Berichten und Strategien kannte.
Er war … anders.
Wie jemand, der verlernt hatte, zu befehlen – und neu gelernt hatte, zu sein.
Sein Blick war ruhig, als er sie sah.
Kein Zorn.
Kein Schuldgestus.
Nur eine Art leiser Staunen, dass sie es gewagt hatte.
Zwischen ihnen: die zwei jungen Xhorr.
Kein Zeichen von Angst.
Kein Rückzug.
Eher eine stille Öffnung – als hätten sie sie längst gespürt.
Als hätte ihr Kommen etwas geheilt, das noch keinen Namen trug.
Kalima sprach nicht.
Sie kniete sich nieder, ohne es bewusst zu tun.
Nur, weil der Moment es so wollte.
Ein Impuls durchfuhr sie.
Kein Gedanke.
Kein Bild.
Sondern ein Gefühl:
"Du bist nicht Feind. Du bist noch möglich."
Sie erschrak nicht.
Weinte nicht.
Aber sie wusste: Dies war kein Ort der Erklärung.
Dies war ein Ort der Entscheidung.
"Sie haben dich gefunden", sagte Duran leise.
"Aber du hast dich für sie entschieden."
Kalima sah ihn an – und zum ersten Mal in all den Jahren fiel kein Schatten auf sein Gesicht.
Nur die Kontur eines Menschen, der losgelassen hatte.
Sie nickte.
"Du wusstest, dass ich komme."
"Nein", sagte er.
"Aber ich habe gehofft, dass jemand nicht nur wissen will, was hier lebt – sondern bereit ist, mit ihm zu leben."
Die Xhorr bewegten sich langsam, ihre Körper schimmerten in Lichtwellen, die keiner Sonne entsprangen.
Kalima spürte den Impuls erneut:
Erinnerung.
Nicht ihre – sondern eine andere.
Ein kleines Stück Vergangenheit, das ihr geschenkt wurde, ohne Bedingung.
Duran beobachtete sie.
"Sie lernen dich. Du lernst sie. Alles Weitere … ergibt sich."
Einatmen.
Stille.
Dann geschah etwas.
Ein leiser, kaum spürbarer Impuls durchzog den Raum – als ob der Mond selbst nun verstanden hatte, dass mehr als einer kam.
Und vielleicht … auch mehr bleiben würden.
Letzter Satz:
Manche Begegnungen brauchen keine Sprache – nur den Mut, zu bleiben, wenn alles in einem fliehen will.