Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 193: Die Rückkehr der leisen Stimmen

Örtlichkeit: Verborgener Orbit um J'Kalae, Xhorr-Biosphärenmond
Leitmotiv: Erinnerung ist das Einzige, das kein Befehl vernichten kann

Duran hatte gelernt, den Puls des Ortes nicht zu stören.
Er bewegte sich langsam, sprach nicht laut, dachte in langen Atemzügen.
Die beiden jungen Xhorr schliefen nicht – sie ruhten. In ihnen die Geschichte einer ganzen Spezies, verborgen, verletzt und doch wachsam wie ein Herz, das sich weigert, aufzuhören.

Der Mond hatte sich verändert.
Nicht physisch, sondern im Verhalten.
Seit sie angekommen waren, schien das biogene Gewebe des Ortes zu horchen.
Nicht auf Geräusche.
Sondern auf Absicht.
Und auf Erinnerung.

In der Dämmerung des inneren Hains – jener Zone, wo der Boden pulste wie lebendiges Moos – trat eine leise Schwingung auf.
Duran hielt inne.
Dann hörte er sie.
Nicht von außen.
Nicht mit den Ohren.
Sondern in jenem Raum, in dem keine Worte nötig waren.

Kalima?
Ein Bild. Ein Korridor. Ein Flackern.
Dann ein Fragment ihrer Stimme, nicht gesprochen, sondern gedacht.

Er taumelte zurück. Nicht aus Furcht.
Sondern weil Hoffnung manchmal schwerer wiegt als jede Schuld.

Sie hatte ihn gefunden.
Nicht über Sensoren.
Nicht über Codes.
Sondern über das, was sie teilten: das Nicht-mehr-Gehorchen.
Die Weigerung, die Vergangenheit zur Norm der Zukunft zu machen.

Er sank neben den Xhorr nieder.
Das jüngere Wesen richtete langsam den Kopf. Seine Haut vibrierte in sanften Farbtönen.
Es hatte verstanden.
Duran auch.

Der Mond begann zu leuchten – kaum sichtbar, ein mattes Schimmern.
Nicht als Signal.
Sondern als Antwort.
Ein stummer Empfang.

Und in ihm die Botschaft:
Die erste von jenen, die bereit waren, anders zu leben.

Letzter Satz:
Manche Stimmen kehren nicht zurück, um zu sprechen – sondern um das Schweigen endlich gemeinsam zu tragen.