Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 192: Der Ruf, den niemand erwartet hatte
Örtlichkeit: Orbit des verlassenen Sternensektors Yedh-6 – Reliktsonde Harkon-9
Leitmotiv: Wer eine neue Sprache spricht, ruft nicht – er hört
Es war kein Signal.
Kein Ruf im klassischen Sinne.
Kein Notruf, kein Code, kein Bitmuster, das durch militärische Scanner drang.
Es war... etwas anderes.
Ein Echo, das nie gesprochen wurde, aber dennoch einen Weg fand – zu denen, die bereit waren, zu horchen.
Kalima Ortega hörte es zuerst.
Tief im Inneren der Harkon-9, einem alten Aufklärungswrack, das längst aus den Karten des Kommandos gelöscht war, erwachte eine Frequenz. Nicht technisch. Nicht gezielt. Aber da.
Zuerst dachte sie an Rauschen.
Dann an ein Phantomsignal.
Doch je länger sie lauschte, desto klarer wurde ihr:
Es war Erinnerung, die sich formte. In Wellen.
Nicht gesendet. Nicht empfangen. Sondern geteilt.
Wie ein Blick, der über eine andere Grenze reicht.
Sie wusste nicht, warum sie hierher gekommen war. Nur dass etwas in ihr den Kurs geändert hatte – intuitiv, abseits aller Vorschrift.
Und nun stand sie im Zentrum des Wracks, allein – und nicht allein.
Ein Moment lang spürte sie Hitze in ihrem Hinterkopf.
Dann sah sie Bilder, keine klaren, aber fragmentarisch:
Zwei junge Wesen.
Ein Mann, der schweigt und schützt.
Ein Ort, der atmet.
Und eine Wahrheit, die bereit war, gefunden zu werden.
Sie sackte auf die Knie.
Tränen, die nicht von Schmerz kamen.
Sondern von einem tiefen, alten Erkennen.
Duran lebt, dachte sie.
Und was er gefunden hat, sucht uns jetzt.
Sie atmete ein, langsam.
Dann griff sie zum internen Speicher der Sonde – und begann, zu antworten.
Nicht mit Worten.
Sondern mit Bildern aus ihrem Innersten.
Letzter Satz:
Nicht alle Rufe entstehen aus Not – manche aus der stillen Hoffnung, dass jemand endlich bereit ist zu hören.