Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 186: Die Schwelle aus Erinnerung

Örtlichkeit: Inneres Biosphärenfeld von Theta Serpentis IV
Leitmotiv: Wer eine fremde Erinnerung trägt, wird selbst zum Ort der Entscheidung

Duran wusste nicht, ob er ging oder getragen wurde.
Die Landschaft unter seinen Füßen hatte keinen festen Widerstand mehr, aber sie verschlang ihn auch nicht.
Sie nahm ihn auf – wie ein Gedanke, der sich in einen anderen legt.

Hinter ihm bewegten sich die beiden jungen Xhorr nun mit sichererem Schritt.
Ihre Gestalten waren noch immer von durchscheinender Stille – aber sie vibrierten, pulsierten in sanften Intervallen, als würde der Ort mit ihnen atmen.

Der Kreis aus lebendigem Boden hatte sich in etwas anderes verwandelt – ein schimmerndes Tal, in dessen Mitte eine Struktur lag, halb gewachsen, halb gebaut.
Sie hatte keine erkennbare Form. Keine Türen, keine Fenster.
Aber als Duran näherkam, spürte er, wie sich in ihm Erinnerungen regten, die nicht die seinen waren.

Eine Kindheit in Farben, die kein Mensch je gesehen hatte.
Ein Aufstand in Gedanken – nicht gegen eine Regierung, sondern gegen die Idee von Gewalt.
Die Entscheidung, nicht mehr zu kämpfen, sondern sich zurückzuziehen, mit Würde – obwohl man wusste, was kommen würde.

Er taumelte.
Nicht aus Schwäche – sondern weil er das Gewicht verstand.
Nicht das Gewicht der Geschichte.
Sondern das der Gnade, die sich weigert, sich selbst zu vergeben.

Die Struktur vor ihm öffnete sich in Wellen. Kein Tor – ein Gedanke, der Platz machte.
Und als er eintrat, fiel alles zurück.

Der Krieg.
Die Stimme der Admiralität.
Die Koordinaten.
Die Schuld.

Nur das blieb:
Die beiden Xhorr an seiner Seite.
Und ein neuer Raum – ein Archiv aus Licht und organischer Erinnerung, das weder Lehrbuch war noch Waffe.
Sondern ein Geschenk.

Oder ein Test.

Letzter Satz:
Wer durch eine fremde Erinnerung schreitet, verändert die eigene – oder wird von ihr verwandelt.