Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 185: Der Ort, der nicht gefunden werden wollte
Örtlichkeit: Theta Serpentis IV – ehemaliger Erinnerungsmond der Xhorr
Leitmotiv: Manche Orte verstecken sich nicht vor den Augen, sondern vor dem Willen
Das Licht, das Duran empfing, war keines, das man messen konnte.
Es war ein Glimmen im Innern, eine Präsenz, die kein Schatten war, sondern Erwartung.
Der Mond unter ihm – Theta Serpentis IV – war in keinem aktuellen Register verzeichnet.
Ein geisterhafter Bogen aus grauer Atmosphäre und weicher Struktur, eingefasst in eine elliptische Umlaufbahn zwischen zwei Trümmerringen.
Kein Signal. Kein Wärmeausstoß. Kein technisches Echo.
Ein Ort, der vergessen werden wollte.
Oder nur denen erschien, die bereit waren, nicht mehr zu suchen.
Duran manövrierte das kleine Fluchtschiff in eine sinkende Kurve.
Die beiden jungen Xhorr hinter ihm waren still.
Und doch vibrierte der Raum.
Nicht durch Bewegung. Sondern durch etwas Tieferes.
Als würde der Ort sie bereits erkennen.
Willkommen heißen.
Oder prüfen.
Die Oberfläche des Mondes bestand aus porösen, weichen Segmenten – keine harte Kruste, sondern etwas, das atmete.
Duran setzte auf einem erhöhten, kreisrunden Plateau auf. Kaum war das Schiff zur Ruhe gekommen, begannen Ranken aus Licht sich vom Boden zu heben – tastende Linien aus biolumineszentem Gewebe, die nicht aggressiv wirkten, sondern wie Antennen einer vergessenen Erinnerung.
Er trat hinaus.
Und mit ihm die Xhorr.
Sie standen still. Kein Laut, kein Befehl, kein Ritual.
Aber die Struktur des Mondes begann sich zu verändern.
Ein Hauch von Wind – obwohl es keinen gab.
Ein Summen, das nicht im Ohr war, sondern in der Seele.
Duran begriff, dass dies kein Ort war, den man betreten konnte.
Sondern ein Ort, der sich entschied, ob man bleiben durfte.
Er ließ die Waffe zurück. Auch die Datenmodule.
Schritt tiefer in die Landschaft, die begann, sich umzuformen – nicht zu seinen Gunsten, sondern zu einem Gleichgewicht.
Die beiden Xhorr bewegten sich erstmals sichtbar.
Sie streckten ihre Hände aus – und der Boden darunter wurde weich, leuchtend, erinnernd.
Ein Kreis aus pulsierender Materie entstand, in dessen Mitte Duran stand.
Keine Worte. Keine Zeichen.
Doch dann, langsam, war da ein Bild.
Nicht im Auge. Nicht auf der Netzhaut.
Sondern in ihm.
Ein Fluss aus Licht, in dem tausende Stimmen trieben.
Keine Anklage. Keine Angst.
Nur Fragen.
Und Hoffnung.
Letzter Satz:
Manche Zufluchtsorte erkennen den, der kommt – nicht an seinem Namen, sondern an dem, was er zurückgelassen hat.