Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 181: Das Erwachen der anderen Wahrheit
Örtlichkeit: Orbitale Befehlseinheit "Sentinel Prime", Hochsicherheitsbrücke – Erdnaher Raum
Leitmotiv: Wahrheit ist keine Waffe – sie ist ein Risiko
Generalin Ira Belenko betrachtete das taktische Holopanorama.
Fünf Kolonien: vier gefallen, eine unter Kontrolle.
Ziel erfüllt. Operation Carthago abgeschlossen.
Der Sieg war vollständig – und doch still.
Kein Jubel. Kein Applaus. Nur Daten. Und eine Stimme im Hinterkopf, die nicht verschwieg.
"Status von Duran?"
Der Taktikoffizier zögerte.
"Abweichung von Flugroute. Keine Rückmeldung seit Sektor Zeta-4."
Ein Moment der Stille. Dann: "Er wurde zuletzt nahe der Xhorr-Struktur 5 gesehen."
Belenko kniff die Augen zusammen.
Er ist kein Deserteur.
Aber er war vielleicht jemand, der zu viel gesehen hatte.
Sie ließ die Verbindung zu Kalima Ortega aufbauen.
Der Bildschirm flackerte.
"Ich weiß, warum Sie mich kontaktieren", sagte Kalima, noch bevor Belenko sprach.
"Dann sparen Sie mir die Formalitäten", knurrte die Generalin.
"Er ist dort, wo es keine Befehle mehr gibt", antwortete Kalima ruhig.
"Er hat die Kinder gefunden."
Belenko schwieg.
Kinder.
Ein Wort, das in ihrer Welt kaum noch verwendet wurde.
Nicht bei den Xhorr. Nicht bei irgendwem, der nicht registriert war.
Ein Risiko – kein Status.
"Ich brauche Resultate, Ortega. Nicht Metaphern."
"Vielleicht sind es gerade die Metaphern, die uns retten können", sagte Kalima.
"Was Duran jetzt tut, ist vielleicht das Einzige, was zählt."
Die Verbindung brach ab. Absichtlich oder nicht – es spielte keine Rolle.
Belenko trat zurück ans Holopanorama.
Doch das Bild war nicht mehr dasselbe.
Es zeigte dieselben Punkte. Dieselben Linien.
Aber darunter – war etwas gekippt.
Eine andere Wahrheit hatte sich still eingeschlichen.
Letzter Satz:
"Vielleicht war es kein Verrat – sondern die erste Entscheidung, die nicht programmiert war."