DlB-Kapitel 175Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 175: Der Befehl, den keiner hören wollte
Örtlichkeit: Kolonie IV – Orbitale Übergangszone / Raumhangar der inneren Randflotte
Leitmotiv: Entscheidung – gegen das System, für das Leben
Der Hangar war leer. Kein Alarm, kein Licht – nur das Vibrieren des Nullfeldes, das die äußere Schleuse stabilisierte.
Duran stand allein vor dem alten Aufklärer, der wie ein Fossil aus einer anderen Zeit in der Luft hing. Kein offizielles Transpondersignal, keine biometrische Sicherung – nur ein analoger Zugriffskern und ein leises Summen aus den Tiefen seiner inneren Systeme.
Er hatte den Befehl nicht gesprochen.
Er hatte ihn nicht einmal gedacht.
Und doch war er da gewesen.
Ein Impuls – zu leise für Mikrofone, zu laut für Gewissen.
Er war Kommandant gewesen. Jetzt war er Verräter.
Aber für wen?
Hinter ihm blinkte das Kontrollmodul der Flottenüberwachung.
Eine Nachricht war eingegangen:
"Kolonie V unter vollständiger Kontrolle. Biologische Einheiten werden katalogisiert."
Er hätte den Befehl geben können, diesen Flug abzubrechen.
Er hätte zurückgehen können, das Gesicht wahren, die Geschichte verlöschen lassen.
Doch in seinem Inneren – irgendwo zwischen Erinnerung und Gewissheit – hörte er noch die letzte Stimme des Xhorr-Herrschers:
Nicht gesprochen.
Nur gedacht.
Nur gespürt.
"Was ihr zerstört, war einst Hoffnung."
Er stieg ein. Der Druckausgleich zischte leise.
Keine Fragen. Keine Protokolle.
Nur der erste Schritt.
Als die Schleuse sich öffnete und der Aufklärer sich löste,
veränderte sich etwas in der Umlaufbahn.
Nicht technisch. Nicht sichtbar.
Aber die Systeme registrierten ein unerklärliches Rauschen im stillen Funknetz.
Vielleicht hatte jemand doch zugehört.
Vielleicht war es auch nur der Kosmos selbst,
der endlich zu atmen begann.
Letzter Satz:
"Ein Befehl, den keiner hören wollte – war vielleicht der erste, der endlich zählte."