Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 174: Die zwei Schatten im Licht

Örtlichkeit: Randzone der zerstörten Kolonie IV – unterirdisches Habitat
Leitmotiv: Hoffnung inmitten der Asche

Die Sonne dieses Systems brannte anders.
Nicht wie Leben – sondern wie Erinnerung.
Sie fiel durch zerborstene Kristallkuppeln, streifte Ruinen, die einmal atmeten.

Und irgendwo darunter – verborgen vor Scannern, verborgen vor Krieg – bewegten sich zwei Wesen.
Nicht flüchtend.
Nicht irrend.
Sondern geführt von einem alten Instinkt, der über Sprache hinausging:
Überleben.

Sie waren jung – gemessen an ihrer Art.
Ihre Haut noch von schimmernder Elastizität, ihre Bewegungen zögernd, aber wachsam.
Ein Paar, geboren aus den letzten intakten Zellkammern.
Nicht Soldaten. Nicht Träger der Geschichte.
Sondern Fragmente eines Traumes, den ihre Ältesten längst aufgegeben hatten.

"Du trägst noch das Lied," dachte das eine.
"Und du erinnerst dich an das Wasser," antwortete das andere.

Ihre Kommunikation war wortlos.
Ein Fluss aus Bildern, Gerüchen, Formen.
Sie teilten nicht Informationen – sondern Empfindungen.

Draußen formierte sich bereits die Landungsdivision der Menschen.
Drohnen tasteten sich durch Trümmer, Truppentransporter rollten über gefrorene Böden.
Noch hatten sie diesen Sektor nicht erreicht.
Noch lebten die beiden im Schatten – unentdeckt.

Aber nicht allein.
Denn aus der Tiefe, aus einem beschädigten Neuroknoten, regte sich etwas:
Ein Signal, schwach, pulsierend.
Wie ein Hilferuf. Oder ein Erinnern.

Und irgendwo, weit darüber, blinzelte ein alter Sensor auf einem verwaisten Satelliten –
– und leitete das Bild weiter.
An einen Mann.
Der geschworen hatte, nur Befehlen zu folgen.

Und nun zitterte.

Letzter Satz:
"Manchmal ist das Licht nicht dort, wo man es erwartet – sondern wo zwei Schatten einander die Wärme nicht nehmen."