Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 170: Die Mauer aus Licht
Örtlichkeit: Oberfläche der Kolonie Xa'Ruun – innerer Verteidigungsgürtel
Leitmotiv: Widerstand ohne Waffe – Verteidigung durch Bedeutung
Der Staub der Schlacht hing noch in der Umlaufbahn, als die erste Landungskapsel auf Xa'Ruun niederging.
Kommandant Duran, begleitet von einem reduzierten Stoßtrupp, setzte den Fuß auf einen Boden, der seltsam warm war – nicht glühend, sondern lebendig.
Keine Trümmer.
Keine Leichen.
Keine Gegenwehr.
Nur das Licht.
Es schien nicht von einer Quelle zu kommen, sondern aus allem.
Aus dem Boden, aus der Luft, aus dem Inneren ihrer Helme.
Ein Licht, das nicht blendete – sondern durchdrang.
Duran hob die Waffe, doch sie vibrierte.
Nicht technisch.
Emotional.
Sie waren vorbereitet auf Widerstand.
Auf letzte Fallen.
Auf Tod.
Aber was sie fanden, war Ordnung.
Ein Kreis aus geometrisch exakt platzierten Strukturen – halb organisch, halb kristallin – legte sich wie ein Mandala um einen zentralen Knoten.
In seinem Zentrum: eine sphärische Form aus Licht.
Keine Maschine. Kein Lebewesen.
Aber eindeutig wach.
Beobachtend.
Reagierend.
Ein Soldat trat näher.
Er erstarrte.
Dann:
"Ich sehe... meine Mutter. Vor dem Fenster. In jener Nacht..."
Ein anderer Soldat fiel auf die Knie.
"Es ist... mein Versagen. Es blendet mich."
Duran schrie: "Zurück! Das ist... das ist kein Schutzschild. Das ist ein Spiegel."
Die "Mauer aus Licht" reagierte auf die Präsenz mit Erinnerung, mit Reflexion.
Sie kämpfte nicht.
Sie zeigte.
Die Soldaten verloren keine Kraft – sie verloren Richtung.
Denn was ihnen entgegenschlug, war nicht Angriff.
Sondern Erkenntnis.
Im Orbit beobachtete Min-ho die Reaktionskurven.
"Sie stellen keine Waffen auf", murmelte er.
"Sie zwingen uns, uns selbst zu sehen."
Und plötzlich wurde klar:
Diese Kolonie war nicht übersehen worden. Sie war gewollt offen.
Ein letzter Raum der Entscheidung.
Letzter Satz:
"Manchmal ist das Letzte, was man erobert – das eigene Spiegelbild."