Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 166: Die leeren Koordinaten

Örtlichkeit: Taktische Auswertungseinheit KALDERA-4 – Untergrundblock Sibirien
Leitmotiv: Fehlende Gewissheit – Wenn Null zum Echo wird

Sie hatten alle Koordinaten dreifach überprüft.
Sie hatten dreifach gezielt.
Dreifach gesichert.
Und doch war da – nichts.

Major Rivan Okoto starrte seit Stunden in das dreidimensionale Raumgitter.
Jede Sekunde der letzten acht Minuten war aufgezeichnet.
Das Zielgebiet: exakt definiert.
Die Energiekammern: vollständig entladen.
Der Waffenkern: stabilisiert – danach leer.
Die Wirkung: null.

"Es kann nicht sein", sagte er zum zehnten Mal.
Und niemand widersprach.
Denn nichts war da, das man widerlegen konnte.
Nichts – und darin lag der Schrecken.

Ein Datenlog zeigte einen minimalen Ausschlag –
eine Verzögerung von 0,000004 Sekunden.
Zu wenig, um als Anomalie zu gelten.
Zu viel, um ignoriert zu werden.

"Was ist, wenn sie... nicht da waren?", murmelte Lin Xhao, Taktikspezialistin für fremdlogische Formation.

"Oder schlimmer: Was, wenn sie da waren – und nicht getroffen werden konnten?", ergänzte Okoto.

Im Hintergrund lief ein Simulationsmodell mit realen Sensordaten.
Es zeigte den Einschlag.
Es zeigte das Zielgebiet.
Doch in der letzten Sekunde flackerte das Ziel –
und war leer.

Nicht zerstört.
Nicht entkommen.
Einfach nicht mehr da.

"Das ist keine Flucht", sagte jemand aus der Analysegruppe.
"Das ist Verweigerung."

Sie begannen, an den Koordinaten selbst zu zweifeln.
Nicht als Ort, sondern als Idee.
Was, wenn der Raum –
nicht nur ein Ort war, sondern ein Wille?

Ashir, auf VOX-12, empfing in diesem Moment ein neues Echo:
eine Frequenz, so leise,
als würde jemand zwischen zwei Welten flüstern:

"Koordinaten sind das, woran ihr glaubt – nicht das, was ist."

Letzter Satz:
"Man hatte gezielt – auf einen Punkt, den es nie gegeben hatte."