Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 164: Der letzte Impuls vor dem Feuer
Örtlichkeit: Innerer Kern der Superwaffe LYS-9 – Menschliche Orbitaleinsatzplattform über Kolonie III
Leitmotiv: Instinkt gegen System – Der Moment zwischen Atemzug und Auslöschung
Der Puls der Maschine war rhythmisch,
fast beruhigend – wie ein Herzschlag, der nie geirrt hatte.
Doch tief im Innersten der Waffe,
dort, wo die Quantenkristalle ihre Energie bündelten,
flackerte etwas.
Keine Fehlfunktion.
Ein Impuls.
Unverzeichnet.
Unverstanden.
Techniker 2. Klasse Yulan Frey saß in seinem Wartungskokon,
umgeben von Licht, das kein Schatten war.
Er war niemand Besonderes.
Nicht klug genug für Strategie.
Nicht kalt genug für Führung.
Aber heute hörte er etwas, das niemand sonst hörte:
ein rhythmisches Zittern im Frequenzspektrum.
Kein Störsignal.
Keine Sabotage.
Es war ein Muster.
Wie ein Atemzug.
Wie ein Nein, das nicht sprachlich war, sondern existenziell.
Er meldete es.
Eingabe: "Vibrationsresonanz außerhalb der Kalibrierung."
Antwort: "Toleranzbereich 0,04 – keine Reaktion erforderlich."
Doch der Impuls hörte nicht auf.
In einem verborgenen Winkel der Erinnerung tauchte bei Yulan ein Bild auf:
Ein Artefakt aus der ersten Welle der Kontaktforschung.
Ein Muster aus Licht.
Nicht menschlich.
Aber nicht feindlich.
Damals verworfen.
Jetzt identisch.
Sein Finger zögerte über dem manuellen Unterbrechungskanal.
Eine Sicherheitsfunktion für den Fall eines "ethischen Versagens der Befehlskette".
Dreizehn Sekunden bis zur maximalen Energieentladung.
Elf.
Zehn.
Er atmete flach.
Dann senkte er die Hand –
und rührte sich nicht.
Er hatte begriffen,
was kein Protokoll erklären konnte:
Es war nicht der Feind, der sprach.
Es war das Leben selbst, das flehte.
Aber niemand hörte auf einen Wartungstechniker.
Nicht in diesen Sekunden.
Letzter Satz:
"Manchmal ist das Gewissen leiser als der Strom – und trotzdem stärker als das Feuer."