Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 163: Die Erlaubnis zum Untergang
Örtlichkeit: Befehlsebene der Vigilantia Prime – Kommandozentrum für Orbitalkoordinierung
Leitmotiv: Selbstverrat – Wenn der Wille zur Sicherheit zum Befehl des Verderbens wird
Der Raum war hell. Zu hell.
Licht ohne Schatten – wie ein Gerichtssaal vor der Urteilsverkündung.
General Sien Barris stand aufrecht,
der Finger über der taktischen Bestätigungseinheit.
Kein Befehl,
nur ein Druck.
Nur ein "Ja".
Im Hintergrund projizierten die Displays die Bilder der Xhorr-Formationen –
keine Bewegung, keine Angriffsvektoren,
aber auch kein Rückzug.
Die Logik des Krieges war ausgesetzt,
und gerade das machte sie unerträglich.
Ein Beraterteam – bestehend aus Strategen, Kybernetikern und einem neuroethischen Evaluator –
hatte den Risikofaktor des Zögerns auf 0,72 gesetzt.
Ein gefährlicher Wert,
sagten sie.
"Länger zu warten erhöht die Unsicherheit exponentiell."
Min-ho hatte sich nicht blicken lassen.
Er war nicht im Raum.
Aber sein letzter Bericht war klar:
"Wir sind vorbereitet. Wenn wir es tun, tun wir es vollständig."
Kalima Ortega saß in der hintersten Ecke,
die Augen gerötet.
Sie flüsterte:
"Haben wir wirklich verstanden, was sie sagen? Oder nur, was wir hören wollten?"
Niemand antwortete.
Denn Antworten erzeugen Verzögerung.
Und Verzögerung war Schwäche.
Ein piepender Ton.
Der Countdown:
Die Energiekerne der Hauptwaffen stiegen in die kritische Phase.
Jetzt war die Entscheidung:
Abschalten – oder ausführen.
General Barris nickte.
Nicht sich selbst.
Nicht dem Team.
Sondern der Geschichte.
Er senkte die Hand.
Berührte das Interface.
Ein Licht blinkte grün.
Dann begannen die Vektoren der Superwaffen zu rotieren.
Die Menschheit hatte gesprochen –
ohne es je wirklich zu begreifen.
Letzter Satz:
"Es war kein Befehl, es war ein Einverständnis – mit der eigenen Angst."