Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 160: Der Befehl, der keiner sein darf

Örtlichkeit: Kommandozentrale des Flaggschiffs Resolutio – Orbit über Kolonie A-Orr
Leitmotiv: Die Ethik des Tötens in einer Welt ohne Antwort

Die Anzeigen standen still.
Tausende Alien-Schiffe in Formation.
Kein Funksignal. Kein Manöver. Kein Schuss.

Der Kommandant der Resolutio, Generalmajor Eliseo Marek, stand vor dem taktischen Holofeld.
Die Zahlen waren eindeutig:
Die Formation der Xhorr war nicht defensiv. Sie war – zeremoniell.
Symmetrisch. Offengelegt.
Ein Schauspiel der Ohnmacht oder des Wissens?
Niemand wusste es.

Ein Analyst flüsterte:
"Wir könnten sie auslöschen. Jetzt."
Ein anderer:
"Oder wir sehen nur das, was wir sehen wollen."

Marek hatte den Angriffsbefehl in der Hand.
Codiert. Verschlüsselt.
Eine einzige Geste würde reichen, um die Superwaffen der Menschen zu aktivieren.

Doch dann hörte er es –
ein Widerhall durch das System. Kein Befehl. Kein Impuls.
Ein Gedanke.
Von irgendwo tief aus dem Zentrum ORIMs.

Wenn du tötest, um nicht zu fragen – tötest du nicht nur den Feind.

Er sah zu Min-ho, der schweigend in einer Nebenstation stand.
Nicht als Soldat. Nicht als Politiker.
Sondern als Erinnerungsträger.

"Sie verteidigen nicht sich selbst", sagte Min-ho leise.
"Sie verteidigen ein Konzept. Vielleicht uns."

In diesem Moment begannen die ersten Jäger der Xhorr, sich zu lösen.
Eines nach dem anderen.
Ziel: das menschliche Schild.
Kein Schutz für sich selbst – sondern Angriff auf das, was die Menschheit verteidigte.

Nicht aus Hass.
Sondern aus Pflicht.
Aus Hingabe.
Ein Opfer, das ihnen fremd war – und doch erschütternd vertraut.

Marek ballte die Faust um das Befehlsmodul.
Die Codes wurden warm in seiner Hand.
Wie Schuld.


Letzter Satz:
"Manche Befehle tötet man besser – bevor sie gesprochen werden."