Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 151: Der Platz in der Mitte
Örtlichkeit: Orbit über Proxima-Kolonie – Steuerzentrale der Ersten Stoßflotte
Leitmotiv: Wer führt, wenn alle folgen?
Die fünf menschlichen Flotten glitten in Position –
jeweils einem Ziel zugeordnet, gleich weit voneinander entfernt,
doch verbunden durch ein Netz aus Pulsdaten, Codeworten und taktischen Illusionen.
Im Zentrum: das Flaggschiff Horizon Ark,
dort, wo Befehle nicht nur gegeben, sondern geboren wurden.
Doch heute: Schweigen.
Oberbefehlshaber Min-ho hatte sich zurückgezogen.
Nicht in einen Ruheraum –
sondern in ein dunkles, fensterloses Areal des Schiffes,
wo nur das Summen der Systeme an Leben erinnerte.
Er hatte den Befehl,
hatte die Macht,
hatte die Kontrolle.
Doch er hatte nicht mehr die Gewissheit.
Seine engsten Offiziere – Valdez, Ortega, Takano –
sahen einander an, wartend.
Doch keiner sprach es aus.
Denn wer zweifelte,
stellte sich selbst unter Verdacht.
Im Orbit der Kolonie erschienen erste fremde Silhouetten.
Keine Bewegung. Keine Antwort.
Der Stab verlangte Anweisung.
Min-ho schwieg.
Nicht aus Schwäche – sondern, weil er spürte:
Wenn er jetzt sprach,
würde er lügen.
Und vielleicht – töten.
Ein Notprotokoll wurde aktiviert:
"Psychologischer Interventionsmodus Delta."
Doch kein Algorithmus der Welt konnte entscheiden,
was ein Mensch fühlt,
wenn er für alle sprechen soll
und nicht mehr weiß, ob er das darf.
Letzter Satz:
"Der schwerste Befehl war nicht der, den er geben sollte – sondern der, den er nicht mehr glaubte, geben zu dürfen."