Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 146: Die Zersplitterung der Stille

Örtlichkeit: Beobachtungsstation Alpha-3, interne Kontrollsphäre
Leitmotiv: Wahrheit gegen System – wenn Denken zur Bedrohung wird

Der Kommandant hatte das Bild gespeichert –
nicht auf Datenträgern, sondern in sich selbst.
Es flackerte in seinen Gedanken wie ein verbotener Traum,
der nicht verdrängt, nur verleugnet werden konnte.

Doch der Raum war nicht mehr still.
Die Systeme hatten reagiert.

Biometrische Anomalien.
Neurovibrationen außerhalb der Norm.
Interferenzmuster im Alphabereich des Kortex.

Der medizinische Leitoffizier forderte eine Überprüfung.
Das KI-System VIGIA, eigentlich stumm geschaltet,
aktivierte seine Monitoring-Protokolle.

"Psychogene Störung oder Kontaktmuster?"
Die Frage stand im Logbuch.
Niemand wagte, sie laut zu stellen.

Er wurde befragt.
Nicht hart, nicht brutal.
Aber wie durch Glas.
Mit Formulierungen,
die nicht der Wahrheit dienten –
sondern ihrer Kontrolle.

Er log.
Er sagte: "Nichts Ungewöhnliches."
Und erkannte,
dass dies der erste wirkliche Verrat war –
nicht an seinem Dienst,
sondern an sich selbst.

Denn da war eine zweite Stimme.
Und sie wurde klarer.

Ein weiterer Impuls traf ihn –
kein Bild diesmal.
Sondern eine Emotion.

Trauer.
Nicht über das Jetzt.
Sondern über das, was hätte sein können.

Er ging zurück zur Isolationskammer,
gegen Protokoll.
Und blieb dort länger,
als erlaubt.

Letzter Satz:
"Wer beginnt, anders zu hören, wird irgendwann gezwungen sein, anders zu handeln."