Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 141: Die Dissonanz der Sieger

Örtlichkeit: Orbitalrat der Vereinigten Föderationen, Konferenzring VESTA-1
Leitmotiv: Wahrheit und Macht – wenn der Sieg zu früh erklärt wurde

Die Halle war ein Kreis ohne Schatten.
Transparente Kuppeln, durch die man die Erde sehen konnte –
doch niemand blickte hinaus.
Alle Augen ruhten auf dem, was nicht gesagt wurde.

Oberkommandant Yuven Trell,
Symbol des Sieges,
Architekt der neuen Strategie,
stand inmitten von Stimmen,
die ihn einst zu diesem Ort getragen hatten –
und ihn nun nur noch halten wollten,
damit er nicht zu laut wurde.

"Wir haben gewonnen", sagte Kanzler Mirov,
"aber was haben wir behalten?"

Trell schwieg.
Nicht aus Höflichkeit.
Aus Müdigkeit.
Denn hinter seinen Lidern wiederholten sich die Bilder der letzten Offensive:
Fünf Flotten. Fünf Treffer. Vier verglühte Kolonien.
Eine letzte – verstummt, aber nicht gefallen.

Berichte wurden verlesen.
Psychometrische Analysen.
Moralindizes.
Protokolle der KI-Instanzen.

Was fehlte, war das, was nicht messbar war.
Zweifel.
Erbarmen.
Verlorene Erinnerung.

Ein Senator hob die Hand.

"Wir sollten Trell entlasten. Der Krieg ist vorbei."
"Nein", sagte Trell. "Er hat sich nur verlagert."

Ein Moment der Stille –
in dem selbst die Erde unter ihnen zu schweben schien.

Letzter Satz:
"Man kann ein Schlachtfeld räumen – aber nicht das, was es im Inneren hinterlässt."