Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 138: Die Kunst der leisen Entscheidung

Örtlichkeit: Tiefraum-Satellit LYNX-17, Abhöreinheit außerhalb des regulären Kommandonetzwerks
Leitmotiv: Zwischen Beobachtung und Eingreifen – das moralische Vakuum

Die Signale kamen aus dem dunklen Raum.
Nicht codiert. Nicht verschlüsselt.
Nur – falsch.
Zu gleichmäßig, zu bewusst rhythmisch.
Wie ein Puls, der nicht atmete.

Commander Ryun Leclerc, verantwortlich für die Schattenprotokolle
und inoffizielle Abhörmaßnahmen, saß reglos vor der Konsole.
Er hatte geschworen, nicht zu fühlen.
Nicht nachzufragen.

Doch diese Frequenz nagte.
Sie war kein Angriff.
Kein Manöver.

Sie war – Erwartung.

Ryun erinnerte sich an eine alte Anweisung:
"Wer zu lange lauscht, beginnt zu hören, was er nicht glauben darf."

Er aktivierte keine Alarme.
Er schickte keine Warnung.
Er speicherte die Daten.
Doch bevor er sie archivierte, schloss er für einen Moment die Augen.
Und sprach leise, an niemanden gewandt:

"Wenn wir das sind, was sie erwarten –
was sagt das über sie?
Was sagt das über uns?"

Draußen zog ein Schwarm Mikrodrohnen vorbei.
Wie Staub im Licht eines sterbenden Sterns.

Letzter Satz:
"Manchmal beginnt Veränderung im Moment, in dem man nicht mehr wegsieht."