Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 136: Kinder der Stille
Örtlichkeit: Mondbasis XERA – Tiefraumbeobachtungseinheit "Limbus"
Leitmotiv: Herkunft – Die Schatten der Erinnerung
Der Mond schwieg.
Doch tief unter seiner aschgrauen Oberfläche
lauschte eine Station den Schritten der Sterne.
Projekt Limbus war nie Teil der offiziellen Karte.
Es war ein Ort für jene, die zu lange geschwiegen hatten
und deren Wissen zu unbequem geworden war.
In einem abgedunkelten Raum saß Dr. Mahir Halabi,
ehemals kognitiver Anthropologe der Altallianz,
jetzt nur noch eine Nummer auf einem vergessenen Briefkopf.
Er betrachtete eine Reihe von mentalen Reaktionen
auf die Resonanz von Xhorr'Lai –
jenes Signal, das Kalima Ortega erst Tage zuvor entdeckt hatte.
Aber Halabi hatte es schon vor Jahren gehört.
Damals als flüchtiges Fragment im Traumschlafprogramm eines Kindes.
Das Kind lebt nicht mehr.
Aber seine Reaktion war gespeichert:
Tränen – nicht aus Schmerz,
sondern aus Wiedererkennung.
Mahir fragte sich, ob die Kinder der Erde
etwas hörten, das die Erwachsenen längst verlernt hatten.
Etwas, das tiefer lag als Sprache.
Tiefer als Misstrauen.
Draußen über dem Horizont stieg die Erde auf,
wie eine Frage, die keiner mehr wagte zu stellen.
Er setzte ein neues Projektprotokoll auf:
"THALASSA – Das stille Gedächtnis"
und hinterlegte es mit einer einzigen Anweisung:
Nicht analysieren. Nur erinnern.
Denn manchmal, so glaubte er,
lag die Wahrheit nicht in der Berechnung –
sondern im Nachhall des ersten Gefühls.
Letzter Satz:
"Vielleicht war das Einzige, was wir verstehen mussten, längst in uns angelegt – vergessen, aber wartend."