Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 134: Das Schweigen der Kolonien
Örtlichkeit: Orbit der ehemaligen Replikanten-Kolonie Sahr'Thun-5, Aufklärungsschiff Lumen Vektor
Leitmotiv: Zwischen Annäherung und Abschreckung – das Vakuum der Erwartung
Der Orbit war still.
Keine Strahlung, keine Bewegung. Nur ein leerer Horizont über einem sterbenden Planeten.
Sahr'Thun-5 war einst ein Knotenpunkt – so sagten es die Daten. Doch jetzt: nichts.
Nur Asche in der Atmosphäre, verlassene Sporenkuppeln und eingefrorene Energiekerne, als hätte jemand mitten im Atmen aufgehört zu existieren.
Commander Melek stand auf der Brücke der Lumen Vektor,
die Sensoren durchkämmten jeden Millimeter,
doch alles, was sie fanden, war Ordnung – und das war das Beunruhigendste daran.
Denn wo Chaos fehlt, regiert Absicht.
In einem verglasten Hangar entdeckten sie ein Symbol,
eingebrannt in das Titan der Hülle:
ein Kreis, durchbrochen von einem schrägen Lichtbogen.
Es passte zu keiner bekannten Signatur der Replikanten.
Und doch – als Ashir Takano in der entfernten Komm-Einheit davon hörte,
sagte er nur:
"Ich habe das gesehen. In einem Traum, der nicht meiner war."
Die Wissenschaftler sprachen von Bioverkapselung,
von geordnetem Rückzug.
Die Militäranalytiker sprachen von Tarnung.
Melek sprach nicht.
Er hatte einen Geruch in der Nase,
den man im Vakuum nicht erklären konnte:
Erinnerung.
Oder Angst.
Am Ende des Berichts stand ein Satz:
"Kolonie verlassen – keine Bedrohung identifizierbar."
Doch im Inneren der Lumen Vektor begannen die Pflanzen in der Hydrosektion
am selben Tag zu blühen.
Trotz fehlenden Lichts.
Letzter Satz:
"Vielleicht beginnt das Leben nicht mit einem Schrei – sondern mit einer Frage, die keiner stellt."