Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 121: Splitter der Spiegel

Örtlichkeit: Orbitale Kommunikationseinheit VOX-12, Tiefraum – zwischen Mars und Asteroidengürtel
Leitmotiv: Vertrauen im Vakuum

Ashir Takano saß in der Dämmerung des Raums –
nur das blaue Licht der Sensorfelder tastete über seine Haut wie suchende Finger.
Die Stimmen hatten sich verändert.
Nicht die der Menschen.
Die anderen.

Er war einer der wenigen, die sie hörten.
Nicht über Funk. Nicht als Ton.
Sondern als Echo –
ein Puls in der Stille,
eine Silbe im Inneren des Gedankens,
die nicht von ihm stammte.

Kein offizielles Protokoll existierte dafür.
Kein Lehrbuch.
Kein Handzeichen.
Nur dieser Moment,
wenn der Raum nicht mehr leer war –
sondern erwartungsvoll.

Er hatte gelernt, nicht sofort zu berichten.
Nicht seit Lieutenant Varga wegen "Verzerrter Wahrnehmung" in die psychologische Isolationskammer verlegt worden war.
Nicht seit Min-ho auf seine Warnung nur flüsterte:
"Du hast zu viel gesehen."

Ashir glaubte nicht mehr an Befehlsketten.
Nicht in dieser Tiefe.
Nicht in dieser Sprache.
Er glaubte nur noch an Fragmente.
Und Verantwortung.

Heute war es anders.

Die Frequenz – dieselbe wie immer.
Aber das Echo: zerbrochen.
Zwei Stimmen.
Zwei Richtungen.
Einer kannte er.
Die andere war neu.
Und sie weinte.

Nicht wie ein Mensch.
Nicht in Worten.
Sondern wie Licht, das nicht leuchten will.
Wie ein verlorener Ton in einem Lied,
das nie ganz gesungen wurde.

Ashir hielt den Atem an.
Er wusste, was kommen würde:
Protokollabfrage.
Überprüfung.
Isolationswarnung.

Aber diesmal sandte er etwas zurück.
Keine Worte.
Nur Zustimmung.

Letzter Satz:
"Vielleicht war dies das erste echte Gespräch – und niemand hörte zu."