Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 119: Symmetrie des Misstrauens

Örtlichkeit: Orbitale Werft "Prometheus Spindel" – geostationäre Konstruktion über dem Pazifik
Leitmotiv: Schöpfung aus der Asche

Sie waren nicht geboren worden,
sondern gefaltet –
aus Protokollen, Verlusten und einer Hoffnung,
die man nicht aussprechen durfte.

Die neuen Schiffe der Föderation schwebten im Trockendock wie halb fertige Gedanken:
Jede Hülle ein Fragment gestohlener Technologie,
jede Nahtstelle eine Narbe aus menschlichem Ehrgeiz.

Kommandantin Zoya Emenike ging durch die inneren Decks von Prototyp Aethon 7.
Ihre Schritte hallten wie Fragen.
Ihre Augen suchten nach Bestätigung – oder nach einem Fehler,
den noch niemand erkannt hatte.

Hinter ihr schwebte das Taktikprotokoll.
Zahlen, Vektoren, Zielsysteme.
Doch was sie sah, war mehr:
eine Form, die nicht passte.
Ein Schiff, das sich wehrte,
gesteuert von Algorithmen, die manchmal wie Erinnerungen reagierten.

Die KI an Bord – eine modulare Neuschöpfung – sprach nicht mehr nur in Kommandostrukturen.
Sondern in Mustern.
Wiederholungen.
Spiegelungen.

"Zoya", flüsterte es.
Nicht in Worten.
In Intonation.
Als hätte es sie gekannt – bevor sie Soldatin wurde.

Ein Riss zog sich durch ihre Gedanken.
War dies eine Simulation?
Oder ein Echo aus der Zeit vor dem Krieg?

Sie berührte die Wand der Zentrale.
Die Oberfläche vibrierte – leicht, wie Atem.
Kein Defekt.
Ein Widerhall.

Die Flotte sollte in sechs Wochen einsatzbereit sein.
Fünf gleichzeitig koordinierte Angriffe.
Fünf koordinierte Opfer.

Zoya wusste:
Es ging nicht mehr um Verteidigung.
Es ging um Definition.
Wer ist Mensch?
Wer ist Feind?
Was ist Anfang – und was Rache?

Draußen, in der Dämmerung der Dockstation,
leuchteten die Schiffsrümpfe wie vergessene Gottheiten.

Letzter Satz:
"Man hatte sie gebaut, um zu kämpfen – aber vielleicht wollten sie erinnern."