Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 114: Kinder der Dämmerung

Örtlichkeit: Mondbasis "Tranquillitatis Nova" – Ausbildungszentrum der orbitalen Eliteeinheiten
Leitmotiv: Stärke ist Erinnerung – und Angst der wahre Lehrmeister

Die staubige Ebene vor der Kuppel bebte nicht unter Explosionen, sondern unter den Schritten derer, die vorbereitet wurden auf den Tag X – der Gegenschlag, der unausweichlich kommen würde.

General Yarik stand vor den Auszubildenden, seine Stimme hart wie das Vakuum, das sie umgab:
"Eure Körper sind Waffen. Eure Gedanken dürfen es nie werden."

Die Basis, ein stählerner Schwarm aus Unterkünften, Simulationseinheiten und Hangars, wurde zum neuen Babel.
Soldaten aus 38 Nationen, vereint in einer Sprache: Gehorsam.
Doch unter den Helmen regten sich Fragen.

Jeder von ihnen kannte die Bilder aus den Unterrichtseinheiten – Städte in Flammen, die gefallenen Replikanten, das einstürzende Mutterschiff.
Aber niemand sprach über das, was danach kam.
Nicht über die Kinder, die danach geboren wurden.
Die mit verändertem Genom, mit erhöhten Resonanzwerten.
Die nicht nur zuhören konnten – sondern antworteten.

Im medizinischen Trakt saß eines dieser Kinder:
Nummer 1729 – ein Junge mit stillen Augen, der nicht sprach.
Er malte Spiralen. Immer dieselben Spiralen.
Und manchmal, wenn niemand hinsah, flüsterte er mit dem Licht.

General Yarik betrachtete ihn durch die Panzerglasscheibe.
"Der Krieg hat begonnen, lange bevor wir es merkten", sagte er leise zu sich selbst.
"Vielleicht sind sie nicht unsere Feinde. Vielleicht sind sie unser Spiegel."

Letzter Satz:
"Und wenn die Zukunft nicht aus Rache spricht – sondern aus Erinnerung?"